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Home | Friedhöfe | Zentralfriedhof | Ehrengräber | Gruppe 33 G | Nr. 77, Adlmüller

Ehrengräber Gruppe 33 G
Zentralfriedhof

Wilhelm Alfred Adlmüller
Modeschöpfer, 1909 - 1989

Wilhelm Alfred Adlmüller
Modeschöpfer, 1909 - 1989

Zentralfriedhof, Gruppe 33 G, Nr. 77

Lageplan Gruppe 33 G

Links:
Lebenslauf:( wikipedia )
Bilder (APA pict. desk)
Portraits, Lebenslauf (biografie.at; ÖNB)
Hörbeispiel: Adlmüller spricht über die Mode

Der gelernte Koch konnte keinen Knopf annähen

Der in Nürnberg geborene Hoteliersohn Fred Adlmüller kam 1929 nach Wien. Der gelernte Koch sollte er hier Erfahrungen sammeln, um daheim den väterlichen Betrieb weiterführen zu können.

Doch entdeckte Alfred hier seine wahre Berufung. Ladislaus Czettel, Ausstattungschef der Wiener Staatsoper, hatte sein Talent erkannt und dem jungen Mann eine Anstellung beim Modehaus Zwieback (Grab Tor 1) verschafft.

Schnell errang er große Erfolge, die Stars von Bühne und Oper wurden seine Kundinnen.
Zusätzlich arbeitete er auch für den Film und für Operninszenierungen - er stattete Ljuba Welitsch (Ehrengrab) für Strauss' "Salome" aus und entwarf u. a. zahlreiche Filmkostüme für Willy Forst.

Schon bald wechselte er als Verkäufer zum Modenhaus 'Tailors, Stone & Blyth' und begann dort 1934 mit einer Haute-Couture-Kollektion.

Da der Eigentümer des Modehauses Ignaz Sass als Jude nach London emigrierte, führte Fred Adlmüller, der wehruntauglich war und nicht einrücken musste, für ihn bis zu seiner Rückkehr das Geschäft weiter.

In dieser Zeit gehörte die künstlerische, politische und gesellschaftliche Prominenz zu seinen Kunden - unter anderen: Emmy Göring, und Henriette von Schirach.

 
'Tailors, Stone & Blyth' in den 1930er-Jahren

Nach dem Krieg kehrte der aus Galizien stammende Sass mit seiner Frau Stefanie aus der Emigration in England zurück.

Das arisierte Geschäft wurde zurückerstattet und 1956 von Adlmüller nach dem Tod der kinderlosen Eigentümer übernommen.

Damit hatte er nun sein eigenes Modehaus im Palais Esterhazy in der Kärntner Straße 41 unter dem Namen "W. F. Adlmüller Ges.m.b.H." eröffnet.

Geschäft "W. F. Adlmüller" in der Kärntnerstraße
"W." stand für Wilhelm, ein Name, den er nie gemocht hatte. Schon als Kind ließ er sich Fred nennen.

Adlmüllers Damenmode wurde von Prominenten aus dem In- und Ausland getragen, seine Opernballroben waren berühmt. Soll die Tobisch mal zu ihm gesagt haben: "Machst mir wieder eines deiner Nachthemden?" Er war ganz empört und meinte: "Meine Liebste, das sind Roben, Rooooben!"

Adlmüller lieferte aber auch die Staatsfräcke für die Bundespräsidenten der 2. Republik und stattete einige Filme mit seinen Kostümen aus.

In Brüssel gewann er bei der Expo 1958 den Grand Prix für die beste Hostessenuniform. Unter seinen Mitbewerbern war unter anderem auch Christian Dior.

Zwischen 1973 und 1979 war Fred Adlmüller als ordentlicher Professor an der Hochschule für Angewandte Kunst tätig.

Als Designer des Vertrauens für eine glamouröse Kundinnenschar initiierte Adlmüller 1984 übrigens den in der Hofburg veranstalteten Modeball: "Seine Idee war es, jedes Jahr einen Modeball zu veranstalten – vielleicht schon eine Initiative in Richtung Lifeball". Gar nicht so abwegig, wenn man bedenkt, dass Adlmüller keine Berührungsängste mit einer jungen, durchaus wilden (Mode)Szene hatte.

Anläßlich seines 80. Geburtstags fand eine große Modegala im Spiegelsaal des Schlosses Schönbrunn statt, die die konkurrenzlose Eleganz dieses "letzten Klassikers" seines Genres unter Beweis stellte.

Präcise war eines seiner Lieblingswörter. Um „18 Uhr präcise“ begann jede seiner Modeschauen, und präcise hatte jedes Kleid zu sitzen.

Im gleichen Jahr starb er, bis kurz vor seinem Tod hatter er noch mit eisener Disziplin an seiner neuen Kollektion gearbeitet.

In seinem letzten Willen verfügte er die Gründung der "Fred-Adlmüller-Stipendien-Stiftung", die 1993 an der Hochschule für angewandte Kunst verwirklicht wurde.

So kommt ein großer Teil seines Privatvermögens jungen Talenten zu Gute und half DesignerInnen. Sein persönliche Nachlass wurde am 1990 zugunsten des Malteser Ritterordens versteigert, die Versteigerung der Modellkleider erfolgte am 1991.

Er wollte nie Mode diktieren, sondern Frauen verschönern, betonte der Couturier Zeit seines Lebens. Stets war ihm zuwider, "dass die Mode eine solche Industrie geworden ist".

Er, der für Farben und Stoffe lebte, den es schmerzte, "falsch" angezogene Frauen zu sehen, konnte "nicht einmal einen Knopf annähen" - der Träger des Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich hatte solche Kleinigkeiten nie gelernt.

 
Grabstein Inschrift
Sein Geschäft im Wiener Palais Esterhazy in der Kärntner Straße 41 gab es noch mehr als zehn Jahre nach seinen Tod. Der Rettungsversuch des Wäscheherstellers Palmers scheiterte schlussendlich. Heute befindet sich dort das Casino Austria.

 


Führungen am Zentralfriedhof
Hedwig Abraham