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Ehrengräber Tor 2
Zentralfriedhof
Hat Eysler heimlich für Lehár komponiert?
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Edmund Eysler war ein hoch angesehener und wohlhabender Komponist, dessen ,Bruder Straubinger' und ,Die gold'ne Meisterin' zu den populärsten Operetten zählten, und dessen Schlager ,Küssen ist keine Sünd' die Spatzen von den Dächern pfiffen.
Das jedenfalls war die Situation am 11. März 1938. Am Tag danach sollte alles ganz anders sein. Eysler wurde als Jude aller bürgerlichen Rechte beraubt, sein Werk verboten, sein Vermögen konfisziert.
Nur die Ehe mit seiner arischen Frau Leopoldine bewahrte ihn vor dem Schlimmsten und ermöglichte es ihm wenigstens, in seiner Wohnung in der Josefstadt bleiben zu können. |
Grabmal Eysler |
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Wovon aber sollte er leben? Die einzige Möglichkeit, ein wenig Geld zu verdienen, war die Erteilung von Klavierunterricht.
Seine beiden Schüler Herbert Löwy und Kurt Blumenfeld - die selbst als "U-Boote" in Wien lebten - hielten ihm bis zum Ende des Dritten Reichs die Treue. Eine weitere Einnahmequelle kann nur vermutet werden: Eysler erzählte später, dass er während des Krieges im Auftrag von Franz Lehár mehrere Melodien komponiert hätte, die dieser unter seinem Namen herausbrachte. Eysler hätte von seinem Kollegen als Gegenleistung kleinere Zuwendungen erhalten, die sein Überleben erleichterten.
Es waren keine bedeutenden Werke, die Eysler - sollte die Überlieferung stimmen - für Lehár geschrieben hat, denn dieser veröffentlichte nach Hitlers Einmarsch in Österreich nur noch wenige Melodien, die alle unbekannt geblieben sind, darunter die Lieder Sehnsucht, heimliches Verlangen (1939), Wien, du bist das Herz der Welt und der Nazipropaganda-Marsch der Kanoniere (beide 1942).
(Quelle: Georg Markus) |
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