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Home | Friedhöfe | Zentralfriedhof | Ehrengräber | Gruppe 14 C | Nr. 22, Figl

DDDr. h. c., Dipl.-Ing. Leopold Figl
Politiker, 1902 - 1965 

DDDr. h. c., Dipl.-Ing. Leopold Figl
Politiker, 1902 - 1965


Zentralfriedhof, Gruppe 14 C, Nr. 22

Grabmal: Bronze, Coufal

Lageplan Gruppe 14 C

Dipl. Ing. Leopold Figl wurde als führender Funktionär des autoritären "Ständestaates" (1934-1938) von den Nationalsozialisten festgenommen und war in den KZ Dachau, Flossenbürg und Mauthausen in Haft. Figl starb am 9. Mai 1965.

Figl - Der Staatsvertragspolitiker

Leopold Figl war wohl einer der polulärsten Politiker Österreichs und eine der prägnantesten Figuren der Zeitgeschichte. Er besuchte das Gymnasium in St. Pölten und studierte Agrarwissenschaft.

Dann wurde er im Bauernbund politisch tätig und übernahm damit eine zentrale Funktion im Ständestaat. 1938 wurde er wegen seines Widerstands gegen den Anschluss Österreichs inhaftiert (KZ Dachau, KZ Mauthausen).

Nach Kriegsende war er Landeshauptmann von Niederösterreich, Bundeskanzler, Außenminister und Erster Präsident des Nationalrates.

In der Funktion des Außenministers unterschrieb er für Österreich am 15.5.1955 den Staatsvertrag - mit grüner Tinte.

Staatsvertrag
 

Im April 1945 war Figl Mitbegründer und bis 1951 erster Obmann der Österreichischen Volkspartei.

1962 wurde Figl auf Ersuchen des Bauernbundes einstimmig - auch mit den Stimmen der SPÖ - zum Landeshauptmann bestellt. Seine letzten Lebensjahre widmet er voll und ganz Niederösterreich.

Er war von Anfang an ein Landeshauptmann "zum Anfassen" und wurde - wie sein Namenspatron - zum überaus populären und beliebten "Landesvater", der von seinen Landsleuten liebevoll "Poldl" genannt wurde. Er war viel unterwegs und kam zu großen und kleinen Festen. So fungierte er im "Drillingsjahr" 1963 viermal als Pate.

Figl starb in Wien und wurde am 14. Mai 1965, einen Tag vor der Feier des Staatsvertragsjubiläums, unter großer Anteilnahme in einem Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof beigesetzt.

Die Weihnachtsrede "Glaubt an dieses Österreich!"
Die Rede wurde erst 20 Jahre später aufgezeichnet.

Leopold Figls berühmte Weihnachtsansprache des Jahres 1945 gehört zu den bekanntesten und wohl berührendsten Reden der Zweiten Republik: "Ich kann euch zu Weihnachten nichts geben, kein Stück Brot, keine Kohle zum Heizen, kein Glas zum Einschneiden. Wir haben nichts. Ich kann euch nur bitten: Glaubt an dieses Österreich." Hörbeispiel (Weihnachten 45)

Stärker als so manche Bilder, können diese Worte das Jahresende 1945 vermitteln: zerbombte Städte, Armut und Verzweiflung - besonders den späteren Generationen, die dieses Lebensgefühl in keinster Weise kennen.

Nur im ersten Moment mag es daher enttäuschend sein, dass diese Rede tatsächlich erst 20 Jahre später aufgenommen wurde, im April 1965, drei Wochen vor Figls Tod. Damals hatte Hans Magenschab als Generalsekretär der Katholischen Verbände anlässlich des 20. Jahrestages des Kriegsendes am Stephansplatz eine effektvoll inszenierte Show - mit Lichtspielen, Tondokumenten, Heulen der Flugzeuge - geplant.

Aus einem Lautsprecher sollte eine Ansprache Figls aus dem Jahr 1945 zu hören sein. Allerdings gab es weder Tondokumente noch Manuskripte aus der Zeit. Nach umfangreichen Recherchen in Zeitungen, Büchern, Parteibroschüren sowie einer frühen Figl-Biografie verfasste Magenschab, inzwischen bestens vertraut mit Wortwahl und Tonfall Figls, eine Rede.

Sein Freund, der spätere ORF-Intendant Ernst Wolfram Marboe, ein Großneffe Figls, organisierte die Aufnahme mit Leopold Figl im Funkhaus in der Wiener Argentinierstraße. Er las den Magenschab-Text vom Blatt – es sollte sein letzter Auftritt vor dem Mikrofon sein. Leopold Figl hat sich mit dieser Rede identifiziert und sie somit gleichsam im Nachhinein autorisiert. Als die Aufnahme am Stephansplatz durch den Lautsprecher drang, brachen unzählige TeilnehmerInnen in Tränen aus, auch Figl selbst.

Diese Rede ist nicht authentisch, sondern eigentlich eine "Fälschung", wie es zahllose Fälschungen in der Geschichte gibt. Und doch ist sie "wahr", nicht nur, weil Leopold Figl 1945 wohl Ähnliches gesagt hat, sonst hätte er sie nicht zwanzig Jahre später vorgelesen, sondern weil diese Worte in einmaliger Weise die Erfahrungen von "Weihnachten 1945" enthalten.

Es gibt nicht wenige Zeitzeugen, die überzeugt sind, genau diese Worte Figls 1945 aus dem Radio gehört zu haben - einfach weil sie wahr sind.