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Home | Friedhöfe | Zentralfriedhof | Ehrengräber | Gruppe 14 A | Nr. 46 B, Neder

  Johann Michael Neder   
Maler, 1807 - 1882

Johann Michael Neder   
Maler, 1807 - 1882


Zentralfriedhof, Gruppe 14 A, Nr. 46 B

Lageplan Gruppe 14 A

Johann Michael Neder wurde in Wien geboren und erlernte wie sein Vater den Beruf des Schusters.

Danach studierte er an der Wiener Akademie der bildenden Künste. Obwohl er für sehr begabt gehalten wurde - er erhielt mit 19 Jahren den Czernischen Preis und hatte vier Jahre später seine erste Ausstellung -, war er selbst nicht davon überzeugt und beendete vorerst sein Dasein als Maler.

Seine Künstlerkollegen Friedrich Gauermann und Moritz Michael Daffinger überredeten ihn letzlich, die Malerei wieder aufzunehmen, was er 1834 auch tat. Sein Sujet war die Genremalerei, doch im Unterschied zu anderen Genremalern der damaligen Zeit wurde in Neders Bildern nichts beschönigt dargestellt. Der Künstler starb 1882 in Wien.

Ländliche Szene, 1830, Öl auf Leinen
Sankt Pölten, NÖ Landesmuseum

Eines der reizvollsten Frühwerke von Johann Michael Neder, dem "Schustermaler" aus Sievering, ist das hier vorgestellte Gemälde aus dem Jahr 1830. In der Literatur wird es meist nur als Ländliche Szene betitelt, es erzählt jedoch wie alle Genrebilder Neders ein Geschichtchen.

Auf den ersten Blick liegt es nahe in dieser Szene, das in der Malerei des Wiener Biedermeier so beliebte Motiv des Viehhandels zu sehen. Es gibt jedoch Hinweise für eine zweite, wahrscheinlichere Interpretation, die selbst für biedermeierlich-freizügige Geister vermutlich obszön und anstößig gewirkt haben muss.

Der erwartungsvolle Blick auf den Stier, das vergnügte Lachen des Burschen, das errötete Mädchen, das Verbannen der Szene in einen Hinterhof, vor allem aber die Tatsache, dass der Bauer mit der Hand den Schwanz der Kuh zur Seite hält, deuten darauf hin, dass die Kuh von dem Stier besprungen werden soll.

Selbst aus einfachen Verhältnissen stammend, widmete sich Neder mit Vorliebe der Darstellung des ländlich-kleinbürgerlichen Milieus. Er malte Wirtshaus- und Heurigenszenen, Raufereien, Tanz usw., also Szenen und Beobachtungen aus seiner unmittelbaren Umgebung. Dabei scheute er sich auch nicht, wie auch hier auf dem Bild, "Anstößiges" oder "Gewagtes" festzuhalten.

So zählte zu Neders Repertoire in den Wirtshausszenen auch der Griff auf das Hinterteil oder die Brust der Kellnerin. Die starke Beeinflussung durch die niederländische Malerei ist in den oft naiv anmutenden Gemälden Neders unübersehbar. Als einem der ersten Volksmaler war ihm jedoch zu Lebzeiten kein großer Erfolg beschieden. Er starb 1882 völlig verarmt.

(Quelle: W. Krug, in: Waldmüller bis Schiele, Meisterwerke aus dem NÖ Landesmuseum, 2002, S. 54)

Porträt eines Kochs, 1845, Öl auf Holz
Sankt Pölten, NÖ Landesmuseum

Neben Genreszenen und Tierstücken bildete die Anfertigung von Porträts die Haupterwerbsquelle für Johann Michael Neder. Unter seinen meist als Hüftstück ausgeführten Porträts findet man eine Reihe von Bauern- und Fuhrmanns-Darstellungen, darüber hinaus aber auch: einen Briefträger, Zimmermann, Wirt, Weinhüter, Holzschieber, Schulmeister, Scherenschleifer und Leiermann, einen Schafhirten, Weinhauer, Jäger, Hausierer, Pfarrer, Hufschmied, Knecht, Fleischhauer und Schuster, einen Wachtmeister, Soldaten, Bürgermeister, Dorfrichter, Bader und Arzt sowie eine Sennerin, Gemüsehändlerin und Kuhmagd.

Daneben entstanden auch mehrere Selbstbildnisse, wie zum Beispiel das bekannte Selbstbildnis als Schustergeselle von 1832 aus der Stiftssammlung in Kremsmünster oder das Selbstbildnis an der Staffelei von 1853. Das "Bildnis eines Kochs" aus dem Jahre 1845 wird in der Literatur bisweilen ebenfalls für ein Selbstporträt des Künstlers gehalten. Zwar vermag man in dem Bildnis teilweise die Gesichtszüge des Künstlers zu erkennen, nicht mehr jedoch als in anderen seiner Herrenporträts. Auch wenn die Interpretation, dass es sich bei unserem Gemälde um ein Selbstbildnis handelt, nicht gänzlich ausgeschlossen werden kann, so gibt es doch auch keine schlüssige Erklärung, weshalb sich der gelernte Schuster Johann Michael Neder selbst als Koch hätte darstellen sollen.

(Quelle: W. Krug, in: Waldmüller bis Schiele, Meisterwerke aus dem NÖ Landesmuseum, 2002, S. 56)