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Dr. Emil Holub
Forschungsreisender, 1847 - 1902
Zentralfriedhof, Gruppe 14 A, Nr. 11
Grabmal: Bildhauer Richard Jakitsch
Material: Grabmal: Laaser Marmor, Büste:
Carraramarmor
Lageplan Gruppe 14 A |
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Der böhmische David Livingstone
Der Afrikaforscher David
Livingstone ist wohl den meisten ein Begriff, aber wer
hat schon mal etwas von Dr. Emil Holub, dem bekanntesten
böhmischen Afrikaforscher
gehört? |
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Er entsprach dem Prototyp des klassischen Forschungsreisenden,
mit seinem Tropenhelm schritt er unerschrocken durch die
Wildnis, stellte sich Gefahren, bot wilden Tieren ebenso
die Stirn wie den Eingeborenen.
Im Bewusstsein der Tschechen
ist er der größte und bekannteste Forschungsreisende.
Bis heute liegt jedes Jahr zu Allerheiligen ein Kranz
mit einer Schleife in den tschechischen Nationalfarben auf
seinem Grab.
Der Ethnologe und Naturforscher Dr. Emil Holub (1847 - 1902)
war wie sein Vater Mediziner. 1872 unternahm er seine erste
Reise nach Afrika.
Dort verdiente er sich als Arzt die
Reisekosten (umgerechnet ca. 70 000 Euro). Böse Zungen
behaupten, er hätte so viel Geld verdient, weil er
Medikamente zu überhöhten Preisen verkauft hätte. |
Dr. Emil Holub |
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Hochzeitsreise nach Afrika
Dr. Holub reiste zu den Viktoriafällen
und sammelte umfangreiches zoologisches und ethnologisches
Material. Nach siebenjähriger Abwesenheit kehrte er
zurück.
Seine wissenschaftliche Ausbeute war in Ausstellungen in
Wien und Prag zu sehen.
Dann begann der Forscher durch Vorträge und literarische
Arbeiten die Finanzierung seiner zweiten Afrikareise vorzubereiten,
welche gleichzeitig seine Hochzeitsreise werden sollte.
Lange war er mit einer tschechischen Frau verlobt gewesen,
geehelicht hat er allerdings die damals 18-jährige
Wienerin Rosa Hoff (1865 - 1958).
Rosa war die richtige Frau am richtigen Platz,
mutig und unerschrocken, die ideale Reisegefährtin ihres
Mannes. Von Kaiser Franz Josef I.
wurde sie
mit dem Verdienstkreuz mit Krone ausgezeichnet.
Rosa überlebte ihren Mann um viele Jahre, zuletzt hatte sie
in Hietzing gelebt als sie mit 93 Jahren starb. Sie wurde
im gleichen Grab beigesetzt. |
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die ideale Gattin: Rosa Holub |
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Fehlschlag: die Süd-Nord-Durchquerung Afrikas
Emil Holub hatte sich für diese zweite
Afrikareise ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: als erster wollte
er den Kontinent von Süden nach Norden durchqueren. |
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Doch
dieses Ziel erreichte er nicht - es scheint, dass die
Expedition von Pech verfolgt wurde - zunächst erkrankten alle
Teilnehmer, einer der Begleiter starb, dann brachen Bürgerkriege
aus, und schließlich wurden die unerschrockenen Forschungsreisenden
von Eingeborenen überfallen - bei dieser Gelegenheit
soll Rosa mit der Waffe in der Hand ihren Mann gerettet
haben.
Für den Forscher aber war dieses Erlebnis traumatisch:
er verlor seinen Ehrgeiz, seine Kraft und soll wie verwandelt
gewesen sein. Für die Expedition bedeutete der Überfall
das Ende. 1887 kehrte Holub mit seiner Frau nach Europa
zurück.
Seinen Plan, den schwarzen Kontinent von
Süden
nach Norden zu durchqueren, verwirklichte er nicht mehr,
auch nach Afrika kehrte er nicht mehr zurück, wo er
insgesamt 11 Jahre seines Lebens verbracht hatte. |
2. Reise geht schief |
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Afrika-Ausstellung in der Rotunde im Prater
1891 veranstaltete Holub eine Afrika-Ausstellung
in der Rotunde im Prater, die Sammlung umfasste 72 Eisenbahnwaggons:
513 ausgestopfte Wildtiere, 2.300 ausgestopfte Vögel,
3.000 Schlangen, 1000e von Pflanzen. Ausserdem waren Nachbauten
von afrikanischen Dörfern in Originalgrösse zu
bestaunen, modelierte Afrikaner in Lebensgrösse und
vieles anderes.
Die meisten der archäologischen und anthroposophischen
Gegenstände stiftete Holub nach Beendigung der Ausstellung
verschiedensten Museen in aller Welt - zu sehen sind sie
heute u.a in Petersburg und London, in Madrid und Kobenhagen. |
Insgesamt 580 Institutionen
soll Holub beschenkt haben.
Einen grossen Teil erhielt
Holubs Freund, Vojtech Naprstek.
Der böhmische Weltreisende
und Philantrop, Gründer des Naprstek- Museums
in Prag, hatte Holubs Reisen mitfinanziert. |
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1891 Afrika-Ausstellung in der Rotunde
im Prater |
Die zoologischen und botanischen Sammlungen
verschenkte Holub in der gesamten Monarchie, so manche
Dorfschule kam so in den Besitz exotischer ausgestopfter
Tiere. Zu jener Zeit war Holub ein in aller Welt anerkannter
Forscher.
Über
80 Orden und Auszeichnungen hatte der Afrika-Reisende
erhalten, unter anderem vom türkischen Sultan, dem
persischen Schah, dem spanischen und dem italienischem
König,
vom sächsischen
König
und französischen Präsidenten und natürlich den
(Kaiser) Franz-Josef-Orden. |
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Holubs Tod
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Finanziell und gesundheitlich ging es Holub allerdings
nicht mehr gut.
Kaiser Franz Joseph I. ließ - spät,
aber doch - dem Ethnologen (er hatte as einer der ersten
die Lebensgewohnheiten afrikanischer Stämme dokumentiert)
eine jährliche finanzielle Zuwendung zukommen.
Doch
viel hat dieser nicht davon gehabt, er starb schon
im Jahr darauf mit nur 54 Jahren. Seine letzten Tage war
er nicht mehr bei Bewusstsein, Holubs Arzt attestierte
fortschreitende Lähmungserscheinungen. |
Arbeitszimmer Holubs |
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Ein imposantes Begräbnis
Gewohnt hatte der Wissenschaftler
in der Rotunde, wo sich vor dem Südportal für
die Leichenfeier viele hundert Menschen eingefunden hatten
um ihm auf seiner letzten Fahrt das Ehrengeleit gegeben. |
Und die war imposant: Den
Leichenzug eröffneten zwei berittene Sicherheitswachleute,
dann kamen ein Herold zu Ross und zwei Laternenträger
in altspanischer Tracht. Nach ihnen schritt in Achterreihen
die Deputation der Tramwaybediensteten. Ihr folgten vier
Blumenwagen, welche mit herrlichen Kränzen hochaufgetürmt
waren. Nun kam der achtspännige Prunk-Gala-Leichenwagen.
Links und rechts gingen Fackel- und Schildträger mit
den Initialen des Toten, der Trauerwagen mit der Witwe
und den Trauergästen folgten dem Sarge, und nun schloss
sich ihm eine hundertköpfige Menge an. Im Zuge befanden
sich sämtliche Praterwirte und Deputationen aus der
gesamten Monarchie.
Die Prozession zog durch die Praterstraße zur St.
Johann Nepomuk-Kirche, wo der Leichnam in Anwesenheit weiterer
offizieller Vertreter eingesegnet wurde. Die heftigen Schmerzensausbrüche
der Gattin Holubs machten auf die zahlreich erschienenen
Trauergäste einen erschütternden Eindruck. Danach
ging es hinaus zum Zentralfriedhof, wo eine weitere Einsegnung
erfolgte, sowie Ansprachen in deutscher und tschechischer
Sprache. |
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St. Johann Nepomuk-Kirche |
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Grabmal Enthüllung
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Dr. Karl Lueger |
Enthüllung 1904 |
Grabreden |
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Das Grabmal des so früh dem Leben
entrissenen Afrikaforscher Dr. Emil Holub hat wurde am
11. Juni 1904 feierlich enthüllt.
Geschaffen wurde
es vom Grazer Bildhauer Richard Jakitsch (1872 - 1931).
Seine Signatur befindet sich unterhalb der Weltkugel.
Bei dieser zahlreich besuchten Zeremonie waren die Witwe
Holubs, Rosa, sowie ihre Familie, Bürgermeister Dr.
Karl Lueger und zahlreiche andere offizielle Würdenträger
anwesend.
Dabei waren auch der kaiserliche Rat Artaria,
die Malerin Professor Tina Blau und Holubs Arzt, der ihm
in seiner schweren Krankheit treu zur Seite gestanden hatte.
Es wurden Reden gehalten, ein Quartett der Hofoper sang
einen Chor, dann endete die Feier. |
Bild:Rathausarchiv, ca.
1960 |
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Grabmal Beschreibung
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Das Grabmal zeigt eine in
Trauer versunkene weibliche Figur, die auf einem Globus
auf jenen Teil Innerafrikas mit dem Finger hinweist, den
Holub und seine Gattin als erste Europäer betraten. |
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Den rückwärtigen Abschluss dieser
Allegorie bildet ein ornamentaler Aufbau, der von der Porträtbüste
Holubs gekrönt ist. Das Denkmal wurde in Laaser Marmor,
die Büste in Carraramarmor ausgeführt. |
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Zu den 12 000 Kronen veranschlagten
Kosten für dieses Grabmal hatte als erster Kaiser Franz Joseph I.
eine Spende von 2000 Kronen geleistet gehabt. |
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Signatur des Künstlers Richard Jakitsch |
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Tschechische Ehrung zu Allerheiligen
bis heute |
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Ehrengräber Gesamtliste Wien
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