Der blasse kleine Mann trat immer in operettenhafter Kleidung mit enormen Pumphosen und Röhrenstiefeln auf. Er wurde in Salzburg als Sohn eines Hoflakaien geboren und 1869 vom Kaiser in die Haupt- und Residenzstadt gerufen, die er mit seinen monumentalen Gemälden im Sturm eroberte. Sein auf Staatskosten mit Gobelin- und Samtwänden tapeziertes und schwülstig eingerichtetes Atelier in der ehemaligen k. k. Kunsterzgießerei im vierten Bezirk wurde zum Treffpunkt jener Epoche, der er seinen Namen gab. Gäste seiner legendären Atelierfeste waren Richard Wagner, Franz Liszt, Gottfried Semper und Arnold Böcklin, 1872 kam sogar Kaiserin Elisabeth. Makart erfreute sich so großer Popularität, dass sich vor dem Fenster seines Stammcafes Trauben gaffender Bewunderer bildeten, die dem Meister zusahen, wenn er dort Schach spielte.
Wiens Frauen lagen dem vollbärtigen Gnom zu Füßen - und das, obwohl so manchem das Auftreten des Malers eher seltsam erschien. Dies vor allem in seinen beiden letzten Lebensjahren: Einmal verkroch er sich bei einem seiner Feste im Dachfirst, von wo aus man ihn nur mit sanfter Gewalt und mit Hilfe einer Leiter herunterholen konnte. Ein andermal sprang er, ohne schwimmen zu können, voll bekleidet ins tiefe Wasser des Grundlsees, aus dem er nur mit Mühe gerettet werden konnte. Und für seine Schwägerin ließ er zwei Dutzend Glacehandschuhe anfertigen, die keinen Daumen hatten.
Als Makart 1884 mit nur 44 Jahren gestorben war, wurde sein Leichnam zwei Tage lang in seiner Wohnung öffentlich aufgebahrt. Die Obduktion ergab eine Lungenentzündung als Todesursache, aber auch eine "Entzündung der verdickten Hirnhäute mit Blutaustritt in die Hirnbasis. Chronischer Gehirnprozess. Paralyse".
Makarts Atelier wurde in den Jahren 1916/17 demoliert, sein Wohn- und Sterbehaus ist erhalten geblieben. |