|
Home | Friedhöfe | Zentralfriedhof | Ehrengräber | Gruppe 14 A | Nr. 7, Billroth
|
Dr. Theodor Billroth
Arzt, 1829 - 1894
Grabmal: Kaspar Zumbusch
Zentralfriedhof, Gruppe
14 A, Nr. 7
Lageplan Gruppe 14 A |
|
|
▲
Das Grabmal
|
Eine schöne Palmettenstele bildet das das
Grabmal Billroths.
An der Spitze der Palmette befindet
sich eine Mohnkapsel. sie ist Sinnbild für
den griechischen Gott des Schlafes, Hypnis (röm:
Somnus).
Er war der Vater der Träume und der
Zwillingsbruder von Thanatos, der Gott des Todes.
Der als Schlafmittel gebrauchte Mohn wurde so das
Sinnbild für den ewigen Schlaf.
Das Marmorrelief
des Mediziners schuf der Bildhauer Kaspar Zumbusch.
Die Voluten rechts und links zu Fuße des
schmales Pfeilers lassen das Grabmal zu einem harmonischen
Ganzen werden |
Palmettenstele mit Mohnkapsel |
|
|
|
Stele Detail |
Bildquelle: Rathausarchiv |
▲
Leben Theodor Billroth
|
Dr. Billroth wurde 1829 in Deutschland auf der
Insel Rügen geboren, er studierte anfangs Musik,
entschied sich dann aber für Medizin. Er spielte
Violine, später verband ihn eine tiefe Freundschaft
mit Brahms und dem Musikkritiker Eduard Hanslick.
Im Paris erlernte Billroth auch die Grundlagen
der Konstruktion chirurgischer Instrumente, das
wasserdichte Verbandsmaterial „Billroth-Batist“ geht
auf ihn zurück.
In Zürich publiziert der Mediziner seine Arbeiten
und legte damit den Grundstein für die „wissenschaftliche
Chirurgie“. Gemeinsam mit dem Schweizer Theodor
Kocher führte Billroth die erste Kehlkopfentfernung
durch. Kocher bekam später als erster Arzt
den Nobelpreis. |
Billroth: ein musikalischer
Arzt |
|
Wirklich berühmt wurde Billroth durch seine
erstmals durchgeführte Magenresektion. Ihm gelang
es, den Magen mit dem Darm wiederzuverschließen.
Bis heute ist seine verfeinerte Methode Billroth
II gebräuchlich.
Billroth’s Anliegen war die
Hygiene, nicht nur in der Chirurgie, sondern auch
in der Pflege, daher gründete
er 1882 die erste professionelle Krankenschwesterschule,
das „Rudolfinerhaus" ("Rudolfinum“),
gesponsert von Erzherzog Rudolf und vom Grafen
Wilcek.
Was ihn als Lehrer
hervorhob: er sprach auch über Misserfolge,
führte damit ein völlig neues Lehrkonzept
in den Unterricht ein. Er war so berühmt,
dass der Staat die Kosten seines Institutes übernahm,
und die von ihm ausgebildeten Chirurgen in die
gesamte Monarchie entsandt wurden. |
|
|
Ein Lehrer, der auch über Fehler berichtet |
Anekdoten
Als Prüfer war Billroth freundlich.
Ein aus Ungarn stammender Kandidat, dem er ein
inneres Organ zur näheren Bestimmung hinhielt,
gab ihm zur Antwort: „Das ist das Läbber!” Daraufhin
belehrte ihn der Chirurg: „Erstens heißt
es nicht Läbber, sondern Leber. Zweitens
sagt man nicht das Leber, sondern die Leber.
Und drittens ist das keine Leber, sondern eine
Milz!”
Billroth bewies auch im Umgang mit seinen Patienten
Humor: Ein Patient des Chirurgen litt unter einer
einzigen Krankheit: Er war Hypochonder. Wegen jeder
Kleinigkeit ließ er den Arzt
kommen, alle medizinischen Zeitschriften hatte
er abonniert, und mit seiner populärmedizinischen
Bibliothek hätte er eine ganze Buchhandlung
füllen können.
Wieder einmal wegen nichts und wieder nichts zu
ihm gerufen, fand Billroth den Patienten Puls und
Herz fühlend, die Zunge im Spiegel betrachtend
und aufgeregt in seinen Schmökern blätternd
und nachlesend. "Geben Sie Acht, mein Lieber",
warnte Billroth, "Sie werden noch an einem
Druckfehler sterben!"
|
|
Rudolfinerhaus: Krankenhaus
und Krankenschwesternausbildungsstätte
(Büste
Theodor Billroth von Caspar Zumbusch)
Billroth-Haus mit 20 Türen
|
|
"Billrothhaus": Vortragssaal mit 20 Türen |
Billroth ließ das Haus für die Gesellschaft
der Ärzte in Wien bauen (,Billrothhaus'),
deren Präsident er ab 1888 war.
An Brahms
schrieb er zu diesem Anlass: "Lieber Freund! Vielleicht
interessiert es Dich, meine jüngste Schöpfung
in Wien, das Haus der k. k. Gesellschaft der Ärzte
in der Frankgasse 8 (vor der Alserkaserne) zu sehen;
es ist recht hübsch ausgefallen ... Mein Hauptaugenmerk
bei der Konstruktion des Sitzungssaales war darauf
gerichtet, dass man lautlos durch eine der 20 Türen
verschwinden kann, wenn es langweilig wird; nur
ich muss auf meinem Präsidentenstuhl ausharren.
Jedenfalls wird es mich sehr freuen, Dich zu sehen.
Dein Theodor Billroth".
Tod in Abbazia |
|
Billroth, Vater von vier Kindern,
starb 1894 auf einem Kuraufenthalt in Abbazia (Kroatien).
Noch 20 Jahre nach seinem Tod war in der Zeitung
ein Nachruf zu finden. Quelle: Wiener Bilder, 1914,
ANNO |
▲
Nur für Billroth gab es die "Station
Billroth" am Wolfgangsee
Theodor Billroth war alles andere als ein trockener Wissenschafter, man schätzte den großen Arzt auch als überaus geselligen Mann und genialen Musiker. Johannes Brahms, einer seiner engsten Freunde, widmete ihm sein Streichquartett in a-Moll, und der berühmte Operateur komponierte auch selbst.
In seinem Salon standen immer zwei Klaviere, und die Konzertabende in seinem Haus auf der Alser Straße waren legendär. Als man dem auf der Insel Rügen geborenen Arzt einen Lehrstuhl für Chirurgie in Berlin anbot, lehnte er ab, weil ihm "das künstlerische Leben in Wien viel zu lieb geworden" war.
Billroth war eine überaus populäre Erscheinung. Vor seiner Sommervilla am Wolfgangsee gab es eine Haltestelle "Billroth", in der die Bahn nur für ihn hielt.
Als er mit 58 Jahren an einer bedrohlichen Lungenentzündung
erkrankte, bangte ganz Wien um sein Leben. Wieder
genesen, veranstaltete man ihm zu Ehren einen Fackelzug,
an dem Tausende Menschen teilnahmen. Billroth kommentierte
den Aufmarsch mit den Worten: "Es war eine schöne Theodor Billroth Leich."
Die gab's dann wirklich, als Billroth völlig überraschend am 6. Februar 1894 im Alter von 64 Jahren während eines Kuraufenthalts in Abbazia an Herzversagen starb.
Die sterblichen Überreste des berühmtesten Arztes seiner Zeit wurden nach Wien überführt, wo Billroth unter großer Anteilnahme der Bevölkerung in einem Ehrengrab am Zentralfriedhof beigesetzt wurde.
(Quelle: Markus) |
|
Index Gruppe 14 A
▲
Quellen:
wikipedia
Vom Christbaum zur Ringstrasse,
Evangelisches Wien, Monika Salzer, Peter Karner, Picus
Verlag, 2008
Harenberg Anekdotenlexikon, Maurus Pacher, Harenberg Lexikon Verlag, 2000
Pemmer
Dehio
|
|
|