Mandyczewski: "Wie alle Geschichte ist auch Musikgeschichte erbarmungslos. Was ist nicht alles schön gewesen! und was bleibt? Denken wir also dran, auch wenn wir unsre Kunst und unser Tun beurteilen."
Mandyczewsky begann schon früh zu komponieren und studierte von 1875 bis 1880 an der Universität Wien, unter anderem Musikgeschichte bei Eduard Hanslick, daneben von 1875 bis 1881 Musiktheorie bei Gustav Nottebohm und Robert Fuchs.
Von 1879 bis 1881 war er als Nachfolger Rudolf Weinwurms Chormeister der "Wiener Singakademie". Nach Nottebohm und seinem Freund Carl Ferdinand Pohl war er von 1887 bis 1929 der "legendäre" Archivar und Bibliothekar der Gesellschaft der Musikfreunde (von 1891 bis 1896 auch Dirigent von deren Orchesterverein).
Er lehrte ab 1896 an deren Konservatorium Musikgeschichte, dann an der Akademie für Musik und darstellende Kunst bis 1923 verschiedene theoretische Fächer. Seit 1879 verband ihn eine enge Freundschaft mit Johannes Brahms, er betreute auch dessen im Archiv der Gesellschaft verwahrten Nachlass. Er war ein hervorragender Musikwissenschaftler (Herausgeber von Haydn, Beethoven, Schubert und Brahms) mit profunden Kenntnissen, die er Generationen von Musikern selbstlos zur Verfügung stellte. 1897 erhielt er für die Schubert-Gesamtausgabe das Ehrendoktorat der Universität Leipzig.
Seine hier wiedergegebenen Worte zeigen den die Musikgeschichte Oberblickenden Gelehrten, der vom Begriff des (in auffallend warmem Tonfall gesprochenen) "Schönen" in der Musik als Postulat ausgeht, dessen Relevanz für die Rezeption aber resignativ in Frage stellt und daraus eine persönliche Lebenshaltung gewinnt.
Quelle: Stimmporträts, Serie 2, Verlag Akademie der Wissenschaften, 1999 |