Vom Bäckerladen zum Presseimperium
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In diesem Grab liegen August Zang (1807 - 1888) und sein Vater, Dr. Christof Bonifaz Zang († 1835) begraben. |
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Der Vater war Militärchirurg, arbeitete auf den blutigen Kriegsschauplätzen und und nach Schlacht von Austerlitz wechselte er ins Josephinum, die von Kaiser Josef II. gegründete Akademie für Militärärzte.
Im Rahmen seiner Lehrtätigkeit veröffentlichte er auch einige Werke. Auf dem Grabmal weisen das Buch mit der Inschrift: Leitfaden für operative Heilkunde von Dr. Christ. Bonif. Zang' und der Äskulapstab auf dem Wappen des Gnomen auf den Vater hin.
Augusts Kindheit war nicht glücklich, er litt unter dem lieblosen Vater. |
August Zang |
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Leitfaden für operative Heilkunde |
Äskulapnatter |
August schlägt ebenfalls für einige Jahre die Militärlaufbahn ein, bis er nach Paris geht und dort "Bäcker" wird. Seine Wiener Kipferln verkauft er höchst erfolgreich in den oberen Kreisen, Rothschild zählt zu seiner Stammkundschaft. |
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In Paris lernt er einen Journalisten und das Zeitungshandwerk kennen, kehrt 1848 nach Österreich zurück und gründet "Die Presse". Auch hier ist er wirtschaftlich sehr erfolgreich, Kaiser Franz Joseph I. liest die Presse von A bis Z. |
Als seine Mitarbeiter aus ideologischen Gründen die Redaktion verlassen und die "Neue Freie Presse" gründen, verkauft Zang die Zeitung, wird Bankier und später Privatier. Sein Geld hatte er in Grundbesitz und Bergwerken gut angelegt.
Über Zangs Privatleben ist nicht viel bekannt. Er war zwei Mal verheiratet, hatte einen Sohn (der den Vater nur um zwei Monate überlebte), und war auf seine alten Tage sehr einsam.
ausführlicher .. |
Das Grabmal
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Die Witwe Zang wünschte sich als Grabstätte etwas Besonderes, noch nicht Dagewesenes.
Sie wandte sich an den Tiroler Künstler Heinrich Natter (1844 - 1892), den Schöpfer des Haydndenkmals, nachdem sich bereits andere Künstler umsonst bemüht hatten, ihren schrulligen Ansprüchen gerecht zu werden.
Frau Zang gab nur vage Anhaltspunkte für ihre Idee, ihr schwebten Knappen mit Grubenlichtern am Eingang der Gruft vor.
Auch die beiden Porträts, Vater und Sohn, waren anzubringen; die Freiheitlichkeit sowie die Arbeit sollten in plastischer Anschaulichkeit glorifiziert werden. |
Die Witwe wünscht ein besonderes Grabmal |
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Denkmal Josef Haydn von Heinrich Natter
6., Mariahilferstraße |
Gnom mit Kristall
Gmunden, Oberösterreich |
Es war die Aufgabe gestellt, Reales mit Phantastischem und Symbolischen zu verknüpfen: nämlich die beiden Porträts, die Gnomen und dazu ein Sinnbild der Freiheit. Diese heterogenen Elemente sollten zu einheitlicher ernster Wirkung verschmolzen werden. |
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Lange war sich der Bildhauer im Unklaren, wie er die Sache anfassen solle, und entschloss sich zu einem verwegenen Griff: Die gewünschten Bergknappen verwandelte er in Gnome.
Schon in einem früheren Werk, in der Brunnenfigur „Gnom mit Kristall“, in Gmunden, Oberösterreich hatte er einen Zwerg dargestellt.
Allerdings war das ein luftiger, humorvoller Kerl, aber warum sollten nicht auch Gnome als Grabeswächter diesen Ernst ausdrücken können? |
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Als Grundform wählte Natter einen pyramidalen Felsen, gekrönt von einem Adler, unter dem er die beiden Porträtmedaillons (Vater und Sohn) mit einem geschlungenen Palmenzweig anbrachte. |
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Zum Stollen(Gruft)eingang führen Stufen, flankiert von zwei Gnomen mit Schild und Laterne.
Derselbe Kraftzwerg, den man auf dem Brunnen in Gmunden in toller Freude seinen Fund herbeischleppen sieht, steht hier ernsten Angesichts in stiller Trauer als treuer Wächter mit einem älteren, noch ernsteren Kameraden am Toreingang der Gruft. Die Wirkung dieser zwei kleinen Zwerggestalten ist rührend. Sie sehen aus wie Kinder, die, von Trauer überwältigt, in ihrem Unglück festgebannt, hilflos und treu ihre Wacht halten.
Der Kunsthistoriker Hevesi (begraben bei Tor 4) sagte: „ Kraft ist auch die Haupteigenschaft Natters in den Grabfiguren. Die Zangsche Gruft, aus schwarzgrünem Serpentin gebaut, ist ein durchaus urwüchsiges Werk. Riesen und Gnome waren Natters Lieblinge.
Natter ist auch der erste, der diesen Typus wirklich modern gestaltet, es sind realistische Zwerge, wie sie die heutige Zeit erfordert, die seinigen könnten in einem Festzug auf der Ringstraße mitgehen oder bei dem Begräbnis eines Bergwerksbesitzers dessen Sarg tragen.“ |
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Auf den Stufen sitzt ein Mann, der triumphierend gesprengte Ketten in einer Hand hält - für die siegreiche Revolution 1848 - und in der anderen Hand eine Schrifttafel mit der Inschrift: 'Die Presse'; Motto: Gleiches Recht für alle. Gegründet von August Zang; |
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In der ursprünglichen Konzeption hatte Natter hierfür eine alte, männliche Figur als einen müden Wanderer, über Lebensweisheiten sinnend, vorgesehen. Später wurde die Komposition auf Wunsch der Witwe Zang insofern geändert, als der ruhende Wanderer in einen schönen Jüngling, „den personifizierten Völkerfrühling“, wie ihn Hugo Witmann nannte, verwandelt wurde.
Beim Begräbnis stand auf einer Grabschleife: "Glück auf zur letzten Grubenfahrt".
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Das Leben von August Zang Vater Zang ist Chirurg, August wächst nicht glücklich auf Als Sohn eines Zuagrasten aus dem »Reich«, aus dem Würzburgischen, erblickte er das Licht der wienerischen Welt. Er war der Sohn des Dr. Christoph Bonifaz Zang und hieß August. Der Herr Vater hat ihn nicht ausstehen können, war stets von größter Kälte ihm gegenüber und hat ihm nur den Pflichtteil hinterlassen, als er 1835 gestorben ist.
August Zang schlägt Militärlaufbahn ein, erfindet ein Gewehr
Vom fünfundzwanzigsten bis zum neunundzwanzigsten Lebensjahr diente er bei den Jägern, schon damals ein unruhiger Geist. Denn er konstruierte ein neues Gewehr, ein Perkussionsgewehr, und es wird bei vier Regimentern zur Erprobung eingeführt, aber schließlich entschied sich der Hofkriegsrat für ein Zündstiftgewehr. Das ärgerte August Zang so sehr, dass er vom Militär wegging und sich in Zivil als Baumeister mit günstigem Erfolg versuchte.
Zang geht nach Paris und wird "Bäcker" Dass ein Mensch wie er in der Heimat nicht bleiben konnte, versteht sich. Und so ist er weggegangen, nach Paris, als – Bäcker. Im Grunde eine tollkühne Idee! Das Wiener Gebäck will er den Parisern aufzwingen, die Semmeln, Kipferln und Baunzerln, das Erdäpfelbrot, das Milchbrot, kurz, er vermisst sich, an das zweitintimste im Leben eines Volkes zu rühren, an sein Essen. An das, worin die Menschen am konservativsten sind.
Dabei versteht er nichts vom Bäckerhandwerk, er gibt nur das Geld her, den Pflichtteil. Dafür engagiert er Wiener Bäckergesellen und -meister, kauft eine Bäckerei und lässt den Betrieb los. Anfangs geht es gar nicht. Die Franzosen denken nicht daran, das Wiener Gebäck zu essen. Aber – es gab damals in Paris eine große deutsche Emigration. In der Hauptsache war sie politisch, zu groß war der Metternichsche Druck.
Als die Bäckerei zu florieren begann, wandte sich Zangs Interesse neuen Gebieten zu. Er war ein unsteter Geist, von einer Art Überlegenheit, die ihm einen gewissen unwienerischen Zug verleiht.
Zang lernt das Zeitungshandwerk und gründet "Die Presse"
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1. Ausgabe der Presse 1848 |
Er wurde mit Emile de Girardin bekannt, dem Pariser Journalisten, der 1836 das Blatt »La Presse« gegründet hatte, das die Hälfte des üblichen Preises kostete und das Doppelte an Raum und Inhalt bot. Sehr bald ging Zang in den »Ateliers« der »Presse«, wie man damals die Redaktion und den Betrieb einer Zeitung nannte, ein und aus. Zang lernte den Zeitungsbetrieb von der Pike auf kennen. Kaiser Franz Joseph I. liest die Presse von A bis Z
Als er im März 1848 in den Zeitungen vom Sturz des Fürsten Metternich las fuhr er nach Wien. Er entschloss sich, ein Blatt herauszubringen, das für den gebildeten Mittelstand geschrieben wurde, ein Blatt, das liberal und österreichisch zugleich war. Und so erschien am 3. Juli 1848 »Die Presse«, die bald 12 000 Abonnenten hatte, enorm viel für die damaligen Zeiten in Wien. Dass Zang ein spezielles »Gschpür« für journalistische Begabungen hatte, trug ihm einen hervorragenden Mitarbeiterstab ein, und in wenigen Jahren machte er die »Presse« zu einem führenden Blatt Europas. Franz Joseph hat sie immer von A bis Z gelesen.
Die Presse wird "käuflich"
- seine Mitarbeiter steigen aus und gründen die "Neue Freie Presse"
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1. Ausgabe der "Neue Freie Presse", 1864 |
Zang hat die Rolle der Zeitungen in der allmählich heraufsteigenden »Gründerzeit« mit diabolischer Schlauheit erfasst. Er entschied sich anscheinend dafür, durch sein Blatt ein reicher Mann zu werden. Es ist ihm geglückt. Er hat den Begriff der »käuflichen Presse« geschaffen. Es kam bald soweit, dass es hieß, in der »Presse« könne man für einen Gulden fünf Kreuzer pro Zeile jede Nachricht, die einem passte, unterbringen.
Zahllose Presseprozesse hässlichster Art folgten, und schließlich verließen ihn die bedeutendsten seiner Redakteure und gründeten 1864 die »Neue Freie Presse«.
Zang verkauft die Zeitung und wird Bankier
August Zang behielt die »Presse« nur noch drei Jahre lang. 1867 hat er sie an ein Konsortium großer Finanzmänner um einen Millionenbetrag verkauft. Und nun schlug der findige, wenn auch bejahrte Mann eine neue Volte. Er wechselte zur »Haute Finance« hinüber, gründete die »Vereinsbank« und wurde deren Direktor.
Es war eine Zeit fieberhafter Spekulationen, fieberhafter Industrialisierung, fieberhafter »Gründungen«. Nur wenige Jahre sollte sie dauern, und abermals wusste Zang, wann es Zeit war, auszusteigen. 1872, ein Jahr vor dem berühmten Krach, »zog er sich ins Privatleben zurück«, wie es so schön hieß.
Zang wird Privatier und Bergwerksbesitzer Es scheint, dass er seine Millionen sicher angelegt hat, er war nun am Abend seines Lebens Großgrundbesitzer und »Gewerke«, das heißt, er besaß Bergwerke. Und nun verschwindet er von der Bühne des öffentlichen Lebens. Man hat ihn auf zehn Millionen Gulden geschätzt. Man ermesse, was das in jenen Zeiten bedeutet hat!
Privatleben Er kaufte sich ein Palais, Johannesgasse 7, in dem er zurückgezogen lebte. Seine Pariser Köche waren berühmt in den kleinen Kreisen, die jeweils bei ihm eingeladen waren, seine Equipage lenkte durch ihre prächtigen Pferde die Aufmerksamkeit der ganzen Hauptallee auf sich, wenn er einsam zum Lusthaus fuhr und dort umkehrte.
Man weiß nichts von Frauengeschichten. Er war zweimal verheiratet, jedes Mal kinderlos, und seinen natürlichen Sohn, den Dr. Fels, soll er mit einer Million abgefertigt haben, andere sagten, mit fünfzigtausend Gulden.
Er wurde alt, sehr alt, einundachtzig, und in den letzten Jahren seines Lebens soll er ganz einsam dahingelebt haben. Seine alten Freunde waren gestorben, neue wollte er keine mehr, außerdem war er infolge seiner korrupten Vergangenheit in manchen Kreisen verrufen.
Nachruf und Begräbnis
Am 4. März 1888 ist er einer Lungenentzündung erlegen. Die Zeitungen brachten lange Nachrufe, war er doch der Begründer der modernen Wiener Journalistik.
"An der Stirnseite des Salons, der einem Blumenhaine gleicht", beschrieb das »Extrablatt« die Aufbahrung, "erhebt sich der Katafalk, über dem ein schwarzer silbergestickter Samtbaldachin sich wölbt. Die schwarz gekleidete Leiche ruht in einem schwarzen Sarkophag. Am Fuße desselben lag der prachtvolle Kranz der Witwe... Außer diesem Kranz sind noch zahlreiche andere Blumenspenden, unter denselben auch von der Wiener Freiwilligen Rettungsgesellschaft..., auch Kränze von den Gewerkschaften mit den Aufschriften auf den schwarzen Atlasschleifen: "Glück auf zur letzten Grubenfahrt".
Der Vorstand des Journalistenvereins »Concordia« und die Redaktion der damaligen »Presse« waren zum Leichenbegängnis erschienen, das sich mit der ganzen bezahlten Pracht der »Pompfüneberer« vollzog. Aber weder öffentliche noch private Persönlichkeiten erwiesen ihm die letzte Ehre.
Quelle: "Geschichten aus dem alten Österreich" Siegfried Weyr (Auszug, pdf) |