Home

Führungen

 

Bezirke Wiens

Bildergalerie

Brunnen

Denkmäler

Diverses

Ehrengräber

Facebook

Friedhöfe

Gedenktafeln

Kaffeehäuser

Palais

Personenkunde

Ringstraße

Rund um Wien

Sagen, Mythologie

Quiz

Zentralfriedhof

Links

 

Über mich

Gästebuch

Suche

Kontakt,
Impressum

Home | Friedhöfe | Zentralfriedhof | Personenindex | Kratky Anton

 

Anton Kratky-Baschik
Zauberkünstler, 1822 - 1889

 

Anton Kratky
Zauberkünstler, 1822 - 1889

Zentralfriedhof, Gruppe 11, Reihe 1, Nr. 52

Über das Geburtsdatum von Kratky gibt es unterschiedliche Angaben.

- Wikipedia gibt 1810 an,
- die Friedhofsverwaltung 1820,
- Czeikes Wien Lexikon 1821,
- am Grabstein steht 1822.

Grabstein: Anton Kratky-Baschik, 1822 - 1899, Ein Meister seiner Kunst

 

Eine singuläre Erscheinung im Wiener Prater war der aus Prag stammende Zauberkünstler Anton Kratky.

Geboren mit einer musischen Begabung trat er bereits mit 16 Jahren als Mundharmonikaspieler auf.

Dann traf er auf einen der populärsten und bekanntesten deutschen Zauberkünstler des 19. Jahrhunderts Bellachini. Kratky-Baschik beschloss, selbst Zauberkünstler zu werden.

   

Er begann, sich mit Zauberkunstwerken und auch physikalischen Experimenten zu beschäftigen. Ursprünglich spezialisierte er sich auf Geistervorführungen (es erschienen verstorbene, berühmte Männer), als einer der ersten verwendete er die Geißler’ sche Röhre (Vorläufer der Neonröhre).

Seinen tschechischen Namen ergänzte er durch den orientalisch-geheimnisvollen Zusatz Baschik und tourte durch Europa und Amerika, gemeinsam mit seinem Neffen und späteren Nachfolger Matthias Kratky (Grab), welcher unweit von seinem Onkel die letzte Ruhe gefunden hat.

Schließlich ließ sich Anton 1862/1863 in Wien nieder und eröffnete 1864 auf der Feuerwerkswiese im Prater ein eigenes Zaubertheater.

Schon bald übersiedelte er mit seiner Schaubude auf die andere, praternahe Seite der Ausstellungsstraße, dorthin, wo sich 1824 das Ringelspiel und der Ausschank „Zur Fortuna“ befunden haben.

   
Kratky im Prater (Ausstellungsstraße)

 

1873 fand in Wien, am Pratergelände, die Weltausstellung statt.

Im Zuge dessen wurde das Pratergelände umgestaltet (so wie auch im Jahr 2008, als die Fußball-EM im nahegelegenen Stadion stattfand).

Kratkys Lokal fiel der neuen Praterregulierung zum Opfer, für ihn der Anlass, ein neues, größeres »Theater für Zauberei« zu errichten.

Es hatte fast 1.000 Sitzplätze und galt damals als eines der größten Zaubertheater der Welt.

Zaubertheater Kratky-Baschik im Prater
 

 

Da der Prater ja eher im Sommer von Gästen frequentiert wird, gab Kratky im Winter seine Zaubersoireen in der Inneren Stadt oder im Dianasaal in der Leopoldstadt.

Der Besuch im Praterlokal scheint nicht immer so glänzend gewesen zu sein. So heißt es in einem Feuilleton des Extrablattes, dass das Zaubertheater eigentlich mehr ein Sommeraufenthalt des Professors Kratky als ein Geschäftslokal sei.

Aber unentwegt eröffnete Kratky am Ostersonntag seine Magierhöhle und zeigte etwa „Loreley, die Nixenkönigin“, „Die Teufelsmühle am Wienerberg“ oder die „Neu patentierte Wunderfontaine“.

Über Kratky kursieren heute noch Anekdoten im Prater. Seine Stammlokale waren der Goldene Kegel und das Goldene Kreuz.

Er kaprizierte sich darauf, nur frisch angeschlagenes Bier zu trinken. Wenn ihn also der Adam vom Goldenen Kreuz, der spätere Wirt vom Eisvogel, kommen sah, schlug er schnell mit dem Bierschlägel auf das Fass, um die stereotype Frage nach dem frisch angeschlagenen Bier mit der erstaunten Gegenfrage beantworten zu können: „Ja hab'ns net grad den Lärm vom Anschlagn ghört?“

 
Kratky Baschik

 

Einmal war Kratky beim Goldenen Kegel eingenickt. Diese Gelegenheit benützte man, um seine Perücke an einen Zwirnsfaden zu knüpfen, den man über einen Ast leitete.

Als Kratky dann erwachte und mit einem Gast ein Gespräch anknüpfte, bewegte sich plötzlich, wie von Geisterhand gehoben, Kratkys Haarschopf nach oben.

Wieder einmal fährt Kratky mit seinem Faktotum Matthias zum Heurigen nach Döbling. Auf dem Rückweg streift Matthias etwas angeheitert mit dem Korbwagen einen Schotterhaufen und wirft um.

Erbost schreit Kratky: „Fallot, ölendiger, hab i dir net sagt, wenn i an Rausch hab, derfst du nix sauf’n?“ Worauf Matthias prompt erwiderte: „Ja Herr Professor, da kummat i ja nia dran.“

Reliefportrait am Grab von Zinsler
 

 

Kratky-Baschik beschäftigte viele Künstler wie Georg Heubeck, einen Schüler des berühmten Kartenkünstlers Hofzinser, und auch Amanda von Oeser trat immer wieder bei ihm auf, jene Amanda, derentwegen sich der

zwanzigjährige Zuckerbäckerlehrling Georg Pelikan während der Vorstellung erschoss (Neues Wiener Tagblatt, 4.8.1874).

Am 27. August 1889 starb der alte Professor der Magie. Er war zuletzt erblindet gewesen.

Sein Leichenbegängnis fand unter großer Anteilnahme der Bevölkerung statt.
Kratky hinterließ in italienischen Staatspapieren angeblich 70 000 Kronen (700 000 Euro).

 
Kratky-Baschik-Weg im Prater

 

Kratkys Zaubertheater wurde von seinem Neffen Matthias Kratky und Franziska Kratky, verehelichte Pifl übernommen. 1911 schlossen sich die Pforten des Zaubertheaters für immer. Der letzte künstlerische Leiter war Marteau Fischer gewesen, der einst schon für Kratky gearbeitet hatte.

Fischer war eine Autorität auf dem Gebiete des Zauberwesens und besaß ein ganz einzigartiges, ungemein sehenswertes Zaubermuseum mit Zauberliteratur aller Länder und in 2000 Mappen alles mögliche Material zur Geschichte der Zauberkunst.

Er selbst schrieb ein interessantes Zauberbuch, von dem auch eine Übersetzung in Amerika erschien.

1912 wurde anstelle des Zaubertheaters eine Wellenfahrt eingerichtet, 1913 ein Kinderkarusell erbaut. Ab 1920 wurde es der Fortuna-Palast: eine Attraktionshalle mit verschiedenen Glückspielen.

 
Ringespielfiguren Fortuna und Calafati im Prater
(Calafati-Grab)

Quellen: Hans Pemmer: Prater; Bartel F. Sinhuber: Zu Besuch im alten Prater