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Meissl & Schadn
Hotel- und Restaurantbesitzer

 

Meissl & Schadn
Hotel- und Restaurantbesitzer
 
Hietzinger Friedhof, Gr. 14, Nr. 60

Der Tod des Ministerpräsidenten im Restaurant

Im Meissl & Schadn war gemischtes Publikum anzutreffen. Aristokraten, Kaufleute, Politiker und Künstler schätzten das hoteleigene Restaurant als "Mekka der Rindfleischesser", und in der Schwemme desselben Hauses trafen sich die Kutscher des nahen Fiakerstandplatzes zu Gulasch und Bier. All das wäre vergessen, hätte das mondäne Hotel nicht über Nacht traurige Berühmtheit erlangt. Es wurde im Ersten Weltkrieg zum Schauplatz eines politischen Attentats, dem Österreich-Ungarns Ministerpräsident Karl Graf Stürgkh zum Opfer fiel.

Am 21. Oktober 1916 betritt der 37-jährige Friedrich Adler - der Sohn des sozialdemokratischen Parteiführers Viktor Adler - den Speisesaal des zwanzig Jahre zuvor errichteten Hotels am

Neuen Markt. Er nimmt am Nebentisch des gerade soupierenden 57-jährigen Ministerpräsidenten Platz, bestellt Reibgerstisuppe, Rindfleisch mit Kohl und zum Nachtisch Zwetschkenkuchen. Um 14.30 Uhr erhebt sich Adler, geht auf den Grafen Stürgkh zu und feuert aus einer Pistole drei Schüsse ab. Der Regierungschef ist auf der Stelle tot, der Attentäter wird vom Oberkellner und einem zufällig anwesenden Offizier bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten.

Dr. Friedrich Adler war als Privatdozent für Physik in Zürich tätig, ehe er Abgeordneter der "Linken" im Wiener Parlament wurde, das er aber aus Protest gegen die Kriegspolitik der Regierung bald wieder verließ. Denselben Grund nannte er jetzt auch für die Ermordung des Grafen Stürgkh.

Für Kaiser Franz Joseph war der Tod des Ministerpräsidenten der letzte Schock seines Lebens, er starb vier Wochen später, am 21. November 1916.

Das von einem Sondergericht verhängte Todes-urteil für Friedrich Adler wurde zunächst in eine Kerkerstrafe umgewandelt, und nach dem Untergang der Monarchie ging er frei.

Das Hotelrestaurant am Neuen Markt hat auch nach dem Mordanschlag nichts von seiner Anziehungskraft verloren. Der Schauspieler Rudolf Forster erinnerte sich: "Nach den Proben saß man mittags mit Alfred Polgar im Meißl & Schadn, delektierte sich an einem Tafelspitz, der gerade dort ein unerreichtes Gericht ist. Wir saßen natürlich nie im ersten Stock, wo die Fremden vor roten Seidentapeten auf blitz-weißen Stühlen tafelten, sondern unten in der Schwemme."

Das Meissl & Schadn ist in den letzten Kriegstagen des Jahres 1945 abgebrannt, auf seinem Areal wurde das Hotel Europe errichtet.