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Dr. Josef Kerzl
Leibarzt von Kaiser Franz Joseph I., 1841 - 1919 |
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Dr. Josef Kerzl
Leibarzt von Kaiser Franz Joseph I., 1841 - 1919
Hietzinger Friedhof, Gr. 20, Nr. 58 |
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Dr. Josef Ritter von Kerzl war über zwanzig Jahre der Leibarzt von Kaiser Franz Joseph I. |
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Leibarzt des Kaisers
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Wer Kaiser Franz Josephs Vorliebe für das
Soldatenwesen kennt,
wundert es nicht, dass sein Leibarzt Dr. Kerzl
kein „ziviler“ Arzt
war, sondern aus dem Militärwesen kam -
er war Generaloberstabarzt. Studiert hatte er
an der k.k. medizinisch-chirurgischen Josefsakademie,
wo er als Feldarzt hervorgegangen war.
Geboren wurde er am 28.
August 1841 in Veska bei Pardubitz, er starb
am 29.
August 1919, am Semmering, inzwischen aufgestiegen
zum Geheimen Rat.
Seine militärärzliche Laufbahn hatte er 1870
als Oberarzt begonnen, 1875 wurde er Hofphysikus
im kaiserlichen Schloß Laxenburg, ab 1884
war er Hofarzt in Wien.
Ab
1897 war er Leibarzt des Kaisers, den er mit
hingebungsvollem Einsatz bis zu dessen Tod betreute.
Danach trat er in den Ruhestand.
Zeitweilig hatte er seine Wohnung im 2. Stock
der Stallburg. |
Dr. Josef Kerzl, 1912 |
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Schwiegersohn wird Heereslieferant und sehr reich
In seiner Funkton als Hofarzt
begleitete Dr. Kerzl Kaiserin Elisabeth, auf
ihren Reisen, u.a. nach Korfu und an die Riviera.
Auch in des Kaisers Sommerfrische Bad Ischl war
Kerzl zugegen, zu seinem 70. Geburtstag 1911
wurde ihm die Ehrenbürgerschaft
des Kurortes verliehen.
Dr. Kerzls Tochter heiratete den
mährischen
Schuhmacher Thomas Bata (1876 - 1932) (link:
wiki). Eh klar, wer ab dann das kaiserliche Heer
beschuhte!
Batas Leistung dabei: Er holte den Schuhmachergesellen vom Schusterschemel und Knieriemen weg und stellte ihn an die Maschine. Die Herauslösung der Schuhherstellung aus der Werkstube und die Umstellung von gewerblicher auf industrielle Produktion war Batas Revolution der Schuhmacherei.
Und nebenbei wurde er unheimlich
reich. |
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Dr. Kerzl, 1912 |
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Kerzl sollte möglichst unauffällig
sein
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Der Leibarzt des Kaisers war medizinisch gesehen
dem bürgerlichen Hausarzt vergleichbar.
Leben und Gesundheit der
Herrscherfamilie hatten Bedeutung für das
ganze Land.
Die Stellung,
die der Leibarzt bekleidete, war eine überaus
schwierige und heikle. Sie erforderte Takt und
diplomatische Begabung. Er hatte stets gegenwärtig
zu sein, sich aber trotzdem möglichst unsichtbar
und unspürbar im Hintergrund des Lebens
bei Hof zu halten. Er durfte von seinem Patienten
nicht als Last empfunden werden. Im Gegenteil,
je überflüssiger
der Monarch die Existenz seines Leibarztes empfand,
desto besser war es.
Der Leibarzt hatte über das Wohlbefinden
des Monarchen mit Gewissenhaftigkeit zu wachen.
Das war bei Franz Joseph eine nicht leichte Aufgabe.
Der Kaiser, der wohl in seinen späteren
Lebensjahren zu katarrhalischen Erkrankungen
neigte, aber doch Zeit seines Lebens nie ernstlich
krank war, konnte nur schwer dazu bewegt werden,
sich zu schonen.
Von eisernem Pflichtbewusstsein
beseelt, ließ er eine Unpässlichkeit
nicht als hinreichenden Grund gelten, das gewaltige
Arbeitspensum, das er Tag für Tag zu erledigen
gewohnt war, unerledigt zu lassen. |
Dr. Kerzl, 1898 |
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Es ist bekannt, dass der greise
Monarch noch an seinem allerletzten Tag an der
Arbeit war, so gut es seine verfallenden Kräfte
erlaubten.
Die Erkrankungen des Kaisers traten mehrmals
nach Manövern auf, bei denen sich Franz Joseph
erkältet hatte, so etwa nach den Kaisermanövern
im Raum von Klagenfurt im September 1907.
Nach
langer Krankheit verließ er erst am 21. Dezember
Schönbrunn zu einer Fahrt in die Hofburg.
Das Illustrierte Wiener Extrablatt berichtete darüber
unter anderem: "Sämtliche Straßen,
die der Kaiser passierte, prangten im Fahnenschmucke.
Viele Tausende Menschen bildeten zu beiden Seiten
der Straßen ein dichtes Spalier.
Begeisterte
Hochrufe begrüßten überall das
Herannahen des Kaisers, dessen Wagen den ganzen
Weg im Schrittempo zurücklegte, und die ausgerückten
Musikkapellen spielten die Volkshymne. Der Kaiser
trug Generalsuniform, Mantel und Kappe.
Beim Äußeren
Burgtor begrüßte Bürgermeister
Dr. Karl Lueger den Kaiser. Dann fuhr Franz Joseph
am Franz-Monument vorbei zur Kaiserstiege im
Reichskanzleitrakt und begab sich in sein Arbeitszimmer
..."
Tod Kaiser Franz Josef I.
Der Kaiser arbeitete bis zuletzt,
was das Bulletin, einen Tag vor seinem Tod
abgefasst, auch wiedergibt:
"Bei Seiner Majestät ist im Verlaufe der
vergangenen Nacht ein beschränkter entzündlicher
Herd in der rechten Lunge aufgetreten bei sonst
gleichbleibenden katarrhalischen Erscheinungen.
Morgentemperatur 38 Grad, Abendtemperatur 37,8
Grad, Herztätigkeit gut, Atmung gleichmäßig
ruhig, Appetit geringer.
Seine Majestät
verbrachte den ganzen Tag außer Bette,
arbeiteten bis zum Abend und empfingen außer
dem Ersten Obersthofmeister Fürst von Montenuovo,
den beiden Generaladjutanten Generaloberst Grafen
Paar und Generaloberst Freiherrn von Bolfras,
Kabinettsdirektor Freiherrn von Schießl
und Sektionschef von Daruvary Seine k. u. k.
Hoheit den durchlauchrigsten Herrn Feldmarschall
Erzherzog Friedrich in dreiviertelstündiger
Audienz.
Wien, am 20. November 1916, abends. Leibarzt
Dr. Kerzl, Professor Dr. Ortner." |
Einbalsamierung Kaiser Franz
Joseph I.
Dr. Kerzl war auch bei der Einbalsamierung
von Kaiser Franz Joseph dabei (ebenso sein Kollege Kolisko,
der ebenfalls am Hietzinger Friedhof begraben
liegt).
Das Protokoll liegt im Museum
im Narrenturm auf: „Die beiden großen
Halsschlagadern werden freigelegt, in dieselben
werden Kanülen eingebunden und sodann
mit Formalin in concentriertem Zustand in den
Kopf einerseits, in den Rumpf anderseits eingespritzt
in der Menge von 5 Liter. Schließlich
werden die gesetzten Halswunden vernäht.“ |
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Kaiser Franz Joseph I. am
Totenbett, 1916 |
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Anekdoten
"Der Kaiser fühlt sich nicht wohl - er möge
morgen wiederkommen" |
Franz Joseph erfreute sich bis ins hohe Alter einer vortrefflichen Gesundheit. Sein Leibarzt Kerzl hatte daher einen leichten Dienst. Seine Aufgabe bestand lediglich darin, sich jeden Morgen frühzeitig bei Majestät zu melden und nach der allerhöchsten Gesundheit zu fragen.
Als Antwort wurde ihm
feierlich eine Havanna oder Virginia überreicht, und dann pflegte der Kaiser mit ihm, während man rauchte, ein Weilchen über das Wetter zu plaudern oder über das, was sich tags zuvor im schönen Wien begeben hatte. Eines Morgens wurde Kerzl vom Leibdiener mit ernstem Gesicht abgewiesen.
Als er sich besorgt nach dem Grund erkundigte, bekam er zur Antwort: "Majestät bedauern aufrichtig, aber er fühle sich nicht wohl, müsse im Bett bleiben und sei daher zur morgendlichen Unterredung nicht aufgelegt. Der Doktor solle doch morgen wiederkommen…." |
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"Der Kaiser begnügt sich mit einem Kerzl."
Dr. Kerzl meinte einmal: „Für die Gesundheit anderer Monarchen sorgen die Leuchten der Wissenschaft. Nur unser Monarch begnügt sich mit einem Kerzl.“
"Ziehen Sie sich zuerst den Frack an!"
Laut dieser Anekdote soll Hofrat Dr. Kerzl einmal im Schlafanzug ans Bett Kaiser Franz Josephs gestürzt sein, als dieser plötzlich einen schweren Anfall erlitten hatte. Aber Franz Joseph habe ihn weggewiesen, die Worte japsend: "Ziehen Sie sich zuerst den Frack an."
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Quelle: Glanz und Glorie - Die Wiener Hofburg, Richard
H. Kastner, Amalthea
Verlag 2004
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