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Ehrengräber Friedhof Hietzing

Prof. Gottfried von Einem
Komponist, 1918 - 1996

Prof. Gottfried von Einem
Komponist, 1918 (Bern) - 1996 (NÖ)



Hietzinger Friedhof, Gr. 60, Reihe 7, Nr. 18

Hanne von Einem (erste Gattin, 1919 - 1962), Gottfried von Einem (1918 - 1996),
Lotte Ingrisch (zweite Gattin) wird ebenfalls hier beigesetzt werden.

Eine Wohnung in der Hofburg

Gottfried von Einem hatte einen Traum. Er wollte in der Wiener Hofburg logieren. Nun gibt es innerhalb der ehemals kaiserlichen Residenz tatsächlich mehrere Wohnungen, die vom Staat an Private vermietet werden. (Die fünfzig Wohnungen in der Wiener Hofburg sind zwischen 30 und 200 Quadratmeter groß).

Aber wie gelangt man in republikanischen Zeiten zu dem Privileg, eine solche beziehen zu können? Der Komponist wusste, mit welchen Mitteln er seine Frau Lotte Ingrisch dazu bewegen konnte, alles daran zu setzen, um in dem geschichtsträchtigen Palast eine feste Bleibe zu finden. Da er - wie manch anderer großer Musiker - dem Alkohol durchaus zusprach, schwor er ihr: "Wenn du eine Wohnung in der Hofburg kriegst, hör ich zu trinken auf."

Das Argument zog, zumal das Ehepaar damals in der Nikolaigasse gegenüber einer Weinhandlung wohnte, die Einem oft zu frequentieren pflegte. Lotte Ingrisch nahm sich vor, sich bei Gott und der Welt dafür einzusetzen, die von ihrem Mann gewünschte Wohnung in der Hofburg zu bekommen.

Also schrieb sie dem damaligen Wissenschaftsminister Busek, der mit dem Ehepaar Einem-Ingrisch seit vielen Jahren befreundet war, er möge sich dafür einsetzen, den Wunsch ihres Mannes zu erfüllen. Im Gegenzug dazu war sie bereit, der Österreichischen Nationalbibliothek wesentliche Teile ihrer und seiner Korrespondenz als Geschenk zu überlassen. Um die Dringlichkeit des Anliegens zu unterstreichen, erklärte sie dem Minister offen und ehrlich, dass "Gottfried versprochen hat, als Bewohner der Hofburg keinen Alkohol mehr anzurühren".

Erhard Busek erreichte das scheinbar Unmögliche und verschaffte dem Künstlerpaar in der damaligen Schatzkammerstiege eine gerade freistehende, rund hundert Quadratmeter große Wohnung. Kaum eingezogen, lud Ingrisch den Minister samt Gemahlin aus Dankbarkeit in ihr neues Zuhause ein. Als Busek das Vorzimmer betrat, kam ihm der langjährige Freund, sichtbar in fröhlicher Weinlaune, entgegen und sagte: "Mein Name ist Gottfried von Einem, ich bin Komponist!"

In diesem Moment wusste der Minister: Es hat nichts geholfen, der Einem trinkt immer noch! Die einstige Schatzkammerstiege in der Hofburg trägt heute den Namen Gottfried von Einem Stiege.

(Quelle: Markus)

Einem Leben

Der Wahlniederösterreicher Gottfried von Einem wurde 1918 als Sohn eines österreichischen Militärattachés in Bern geboren. Nach Sprachstudien in England kam er 1934 nach Berlin, um sich bei Paul Hindemith in der Musik weiter auszubilden. 1938 begann seine musikalische Laufbahn als Kapellmeister-Korrepetitor an der Staatsoper Berlin, daneben nahm er ab 1941 Kompositionsunterricht bei Boris Blacher.

Nach Kriegsende wurde Gottfried von Einem an die Wiener Staatsoper berufen und erhielt den Kompositionsauftrag für die Oper "Dantons Tod", die bei den Salzburger Festspielen 1947 uraufgeführt wurde und seinen Weltruhm begründete. 1948 bis 1951 war er Direktionsmitglied des Salzburger Festspielkomitees, setzte sich als Präsident der Gesellschaft für Autoren, Komponisten und Musikverleger (AKM) für die Wahrung der Urheberrechte ein und unterrichtete von 1963 bis 1973 Komposition an der Wiener Musikakademie.

Seine Opern, Chor- und Orchesterwerke sind dem Stil der gemäßigten Moderne verpflichtet. Bekannt sind vor allem seine Opern nach klassischen Stoffen der Literatur ("Dantons Tod" 1947, "Der Prozess" 1953 und "Der Zerrissene" 1964). Ein großer Erfolg gelang ihm 1971 mit der Oper "Der Besuch der alten Dame" nach Friedrich Dürrenmatt. Neben zahlreichen in- und ausländischen Ehrungen und Auszeichnungen erhielt er 1989 den Kulturpreis des Landes Niederösterreich zuerkannt. 

Gottfried von Einem war zweimal verheiratet. Sein Sohn Caspar aus erster Ehe mit Lianne von Bismarck gehörte 1995 bis 2000 der österreichischen Bundesregierung an. Kurz nach der Hochzeit mit der Autorin Lotte Ingrisch erwarb Gottfried von Einem 1966 ein Haus in Rindlberg (Gemeinde Bad Großpertholz) im Waldviertel, wo das Ehepaar fast ein Vierteljahrhundert den Großteil des Jahres in idyllischer Einsamkeit verbrachte und sich der Komponist vor allem dem Genre der Kammermusik widmen konnte. Anfang der 1990er Jahre kaufte er das ehemalige Schulhaus in Oberdürnbach in der Stadtgemeinde Maissau, wo seine letzten Kompositionen - Kammermusik und Lieder - entstanden und wo er 1996 starb; das Haus ist heute eine Gedenkstätte. Die alljährlich in der Kirche von Oberdürnbach und in Maissau stattfindenden Gottfried von Einem-Tage widmen sich dem Werk des bedeutenden österreichischen Komponisten (Gottfried von Einem Musik-Privatstifung: www.einem.org ).

(Quelle: P. Erhart, Niederösterreichische Komponisten, 1998, Doblinger Wien, S. 134f.)