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Home | Brunnen | Donnerbrunnen

Der Donnerbrunnen (Providentiabrunnen)

Geschichte - Brunnenfiguren - Inschriften

Der Providentia - oder "Donnerbrunnen" am 1., Neuen Markt

Künstler: Georg Rafael Donner und Johann Nikolaus Moll
Entstehung: 1739 (Original)1873 (Kopie)
Material: Blei-Zinn Legierung (Original), Bronze (Kopie)

Georg Raphael Donner, 1693 - 1741, ein Schüler von Giovanni Giuliani, war einer der größten Bildhauer des Barock. Obwohl er ja eigentlich nie "gehauen", sondern plastisch gestaltet, modelliert hat, was der Kunsthistoriker Hans Sedlmayr "das Gelöste körperlicher Haltungen" genannt hatte, "die gelöste Bewegung, das leichte Spiel der Glieder", oder "die Gelöstheit des Leibes" selbst in seinem leblosen Zustand wie dem berühmten Spätwerk Donners, der Pieta im Gurker Dom.

Donners Verhältnis zum Material, dem Blei, spiegelt dabei als Fließendes und Spiegelndes eine entscheidende Rolle. "Bezeichnend", so Sedlmayr, "auch die Farben des Klanges, der dem Wasser in dem Donnerbrunnen entlockt wird: der tiefe gesammelte Laut eines glatt geschlossenen Schwalles, der, ohne aufzusteigen, von geringer Höhe in ein Becken fällt, begleitet von dem feinen silbrigen Klingen einzelner dünner Strahlen."

Die Geschichte des Donnerbrunnens

Der Neue Markt; Blick Richtung Norden (rechts die Mehlgrube)
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Der Neue Markt war früher als "Mehlmarkt" Hauptumschlagplatz für Getreide und Mehl. 1737 beschloss der Wiener Magistrat eine Neugestaltung des Platzes und schrieb einen Wettbewerb aus: 'Errichtung einer Brunnenanlage mit profanen Charakter'.

Während früher als Auftraggeber für eine Brunnenanlage der Hof oder der Adel fungierte, erfolgte zum ersten Mal seit dem Mittelalter ein künstlerischer Auftrag von kommunaler Seite, ohne Huldigungsgedanken an Kaiser oder Feldherren.

Der Neue Markt; Blick Richtung Süden (links die Mehlgrube)
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Bei der Ausschreibung bewarb sich auch der renommierte Hofbildhauer Lorenzo Mattielli (1688 - 1748) , jedoch bekam der erst 24-jährige Bildhauer und Medailleur Georg Raphael Donner den Zuschlag. Noch im gleichen Jahr, 1737, vollendete er die Figur der Providentia mit Sockel und vier Putten mit Fischen.

Da man mit seinem Werk zufrieden war, kam es 1739 zu einem weiteren Vertrag mit ihm über eine Erweiterung des Brunnenschmuckes mit vier Flusskulpturen am Brunnenrand. Donner schuf die Modelle, die Ausführung (der Guss) oblag dem Bildhauer Johann Nikolaus Moll.

Neuer Markt, Blick Richtung Norden, kolorierter Stich, 19. Jhd.
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Der Wiener Stadtrat verpflichtete sich zur Lieferung des Bleies und Zinnes, zur Durchführung des Gusses und der Aufstellung der Figuren am Bassin. Donner verpflichtete sich zur Herstellung der Modelle in seiner Preßburger Werkstatt und deren Überstellung an das städtische Gießhaus in der Alservorstadt.
Neuer Markt, Blick Richtung Norden
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Enthüllt wurde der fertige Brunnen am 4. Nobember 1739, am Namenstag Kaiser Karl VI.. Raphael Donner wurde für sein Werk fürstlich entlohnt: Sein Honorar betrug insgesamt 3900 Gulden, zudem wurde ihm auch noch der zehnfach goldene Ratspfennig überreicht.

Sein "Ruhmeswerk" sollte nicht lange stehen bleiben: 1770 nahm die sittenstrenge Kaiserin Maria Theresia Anstoß an der Nacktheit der Flussfiguren und der Brunnen wurde abgetragen. Die Skulpturen wurden ins Materialdepot des Bürgerlichen Zeughauses gebracht, von wo sie dem Bildhauer Johann Martin Fischer zum Einschmelzen übergeben wurden.

Dieser erkannte jedoch den hohen künstlerischen Wert und ließ sie nicht einschmelzen. Im Gegenteil: Er veranlasste eine Restaurierung der Skulpturen und brachte es 1801 sogar zuwege, dass der Brunnen wieder aufgestellt wurde.

 

Neuer Markt, Blick Richtung Norden
Bis zum 2. Weltkrieg führten Straßenbahnlinien über die Tegetthoffstraße bis auf den Neuen Markt.
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Doch das weiche Blei litt sehr unter der Witterung. 1871 entschloss sich die Stadt Wien eine Kopie der Brunnenfiguren anfertigen zu lassen - diesmal aus Bronze. Bei der Gelegenheit erneuerte man auch das 60 m³ Bassin aus Mauthausener Granit (der Sockel im Zentrum und die Brunnenbrüstung bestehen aus 146 Steinquadern).

1873 war der "neue" Brunnen fertig - rechtzeitig zur Eröffnung der Ersten Wiener Hochquellwasserleitung! Das Original fand 1921 als Leihgabe der Stadt Wien im Unteren Belvedere seinen Platz. Als andere Aufstellungsorte waren das Foyer des Rathauses am Ring erwogen worden bzw. das Vestibül des von Architekt Otto Wagener geplanten Franz-Joseph-Stadtmuseums am Karlsplatz.

Neuer Markt, Februar 1927
Donnerbrunnen "eingewintert"
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Nach häufig anfallenden Restaurierungsmaßnahmen wurde der Brunnen während der kalten Jahreszeit mit einer Holzkonstruktion geschützt. Unmittelbar vor Ende des Ersten Weltkrieges bestand die Absicht, den Brunnen als "chronisches Verkehrshindernis" abzutragen, was aber durch das tatkräftige Eingreifen des "Altertumsvereins zu Wien" verhindert werden konnte.

 

Neuer Markt, Blick Richtung Norden
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Die Figuren des Brunnens am Neuen Markt wurden während des 2. Weltkriegs aus Sicherheitsgründen entfernt - Brunnenbecken und Brunnenstube wurden durch Bomben beschädigt. Nach einer Restaurierung (ca. 250 000 Schilling) konnte der Brunnen 1947 wieder aufgestellt werden.

Die Brunnenfiguren

Bild Bild

Obwohl der Brunnen in zwei zeitlichen Etappen entstand (1737, 1739), hat Donner die Gesamtheit der Figuren zu einer Einheit verschmolzen. So sehr die Mittelgruppe von den selbständigen Randfiguren getrennt ist, künstlerisch sind alle Figuren ein einziges Gebilde, dessen Glieder mit überlegenster Meisterschaft ineinander verflochten sind.

Am Beckenrand lagern in anmutiger Stellung je zwei männliche und zwei weibliche, lebensgroße, nackte oder fast nackte Figuren als allegorische Darstellungen der vier in Österreich in die Donau mündenden Flüsse: Enns, Ybbs, March,Traun.

Die vier Flussfiguren wirken natürlich und verkörpern Lebensalter und Temperament, sowie aktives und passives Verhalten. Durch die radial angeordeten Figuren am Bassinrand wird die Ausbildung einer Schauseite vermieden.

Die Rundansichtigkeit wird in jeder einzelnen Brunnenplastik betont, und zwingt so den Brunnenbeschauer, das ganze Bassin zu umschreiten. Man gewinnt so auch den Eindruck, dass die Gestalt der Providentia sich dreht und gleichsam stufenweise in die Höhe wächst.

 

Providentia

Dem Brunnen hat die zentrale Figur der Providentia den Namen gegeben. Wahrscheinlich haben die die Wiener nie so ganz verstanden wer oder was das sein soll, daher nennen sie hn im Volksmund ganz einfach "Donnerbrunnen". In der Literatur findet man auch den Ausdruck Mehlmarktbrunnen.

Das Wort Providentia kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Für- und Vorsorge (engl provide). Die Frauenfigur als "Fürsichtigkeit" symbolisiert die Sorge der Herrschenden um das Wohlergehen ihrer Untertanen, ebenfalls personifiziert zu sehen in der Winterresidenz des Kaisers, der Hofburg, als Figur unter der Michaelerkuppel. Im Falle des Donnerbrunnens steht die Providentia nicht nur für die Versorgung der Wiener mit lebenswichtigem Wasser: Die züngelnde Schlange in ihren Händen, ein Zeichen der vorsichtigen Klugheit, und auch der Januskopf zeigen auf eine "weise Stadtregierung" hin.

 

Im Zentrum eines breit gelagerten Beckens, zu dem 3 Stufen emporführen, ruht auf einem gewundenen, kannelierten Säulenstumpf die Gestalt der 3, 37 Meter hohen Providentia. Ihr Körper ist in leichtes Faltenwerk verhüllt, das die linke Brust entblößt hält.
Providentia mit dem Januskopf.
Von dem römischen Gott Janus leitet sich auch der Monatsname Jänner/Januar ab:
Wir blicken zurück ins "alte" Jahr und schauen voraus ins "junge" Jahr.

 

Kopie Original
Die deutliche Hinwendung des Kopfes der Providentia zur Kapuzinergruft, der Grablege Her Habsburger, spielt weist auf die weise Regierung des Kaiserhauses hin. Mit einer Schlange verbindet man heute eher Hinterlist als Klugheit. Und doch ist sie ein Attribut der Minerva (Athene) und auch im Physiologus steht: 'Mein Herr hat im Evangelium gesagt: Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie dieTauben ...'

 

Kopie Original
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Den Sockel mit der weiblichen Fgur der Providentia umgeben vier Putten mit wasserspeienden Fischen (Hecht, Karpfen, Wels und Lachs), die als die eigentlichen Wasserspender des Brunnens dienen und den Donaustrom symbolisieren.

Die  Brunnenfiguren im Uhrzeigersinn

March

March
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March - Original
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Die weibliche Gestalt der Flussgöttin March (reife Frau) greift mit ihrer Hand zu einer Muschel hinter der ein Fischeimer liegt.
Ihre dünne, fast schleierhafte Gewandung verdeutlicht mehr alle körperlichen Formen, als es sie verhüllt.

 

Sie stützt ihren grazilen Körper auf einer Steinplatte ab, auf der sich ein Schlachtenrelief befindet.

 

Dargestellt ist ein Kampf der Römer unter Marc Aurel mit den Markomannen (2. Jhd. n. Chr.)

 

Traun

Traun

Die Traun ist dargestellt als sinnender, sich über den Beckenrand beugender, fischender Jüngling. Er tritt mit dem rechten Bein auf die oberste der drei Stufen unter dem Wasserbecken und sticht mit einem Dreizack in der erhobenen rechten Hand auf den Salmfisch in der Wassertiefe.
Traun, Reinigungsarbeiten,  Foto 1938
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Traun, Kopie
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Traun, Original
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Ybbs

Ybbs als jugendliche Quellnymphe
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Die liebenswerte, jugendliche Gestalt der Flussnymphe Ybbs wendet sich mit ihrem Körper zum Bassin. Der rechte Arm hält ein Urnengefäß, aus dem Wasser in das Becken fließt. Ihr Haupt wendet sich dem Betrachter zu.

Ybbs, Original im Unteren Belvedere
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Enns

Enns, Kopie
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Enns, Original
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Die Enns als greiser, bärtiger Fährmann, mit einem Ruder über der Schulter, ruht auf einem felsigen Ufergestein und läßt das linke Bein über die Bassinwand höngen. Träumend blickt sein schilfumkröntes Haupt auf die Wasserfläche des Brunnenbeckens.

 

Die Inschriften des Donnerbrunnens am Sockel der Providentia

Rafael Donner, modelli(e)rt und in Blei gegossen 1739

Restauriert von Martin Fischer, 1801

Die Gemeinde Wien unter Bürgermeister Dr. Felder 1873

Restauri(e)rt und in Bronze ausgeführt
in der k.k. Kunst-Erzgiesserei von Röhlich und Pönninger 1873

 

Quellen:

Auf springt der Quell, Band 1, Josef Donner, 1998, Verlag ÖVGW (Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach)

Wien in Alten Ansichtskarten, Innere Stadt, Dr. Felix Czeike, Verlag Europäische Bibliothek - Zaltbommel/Niederlande

Historisches Lexikon Wien, Dr. Felix Czeike, Verlag Kremayr & Scheriau

Stadtchronik Wien, Verlag Brandstätter

Wien - Die Metropole in alten Fotografien, Ueberreuter Verlag

Neues Monumental Album von Wien, Verlag Halm & Goldmann Wien

Wiener Häuser von Hartwig Fischel, Kunst und Natur in Bildern, Verlag Brüder Rosenbaum Leipzig

Wiener Bilder aus der Jugendzeit unseres Kaisers, herausgegeben vom Gemeinderate der Stadt Wien, Verlag Gerlach & Wiedling 

März 2008