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Sagen, Mythen und Legenden Wiens

Vortrag von 2012 für die Städtische Bücherei

 

  Märchen

- Begriffserklärung

- Volks- und Kunstmärchen

- Jakob Grimm und die "Wollzeiler"

- Märchen werden im 19. Jhd. "kindgerecht" umgeschrieben

  Sagen

- Begriffserklärung

- Sagen waren Bildungsgut der Erwachsenen bis ins 20. Jhd.

- Sagen verändern sich: Beispiel Lugeck

- Naturelemente: Wassermännlein und Donauweibchen

- Pestkatastrophe: Der Liebe Augustin

- Historische Ereignisse: Türkenbelagerungen

- Bäckerschupfen ist keine Sage

- Basilisk / Spassilisk / Babazi

- Rübezahl am Austriabrunnen, Riesentor

  Mythen

- Begriffserklärung

- Entstehungsmythen: Panflöte, Sonnenblume, Lyra

- Millionenfrage 2002: Wer schlug Medusa das Haupt ab?

- Amerikaner kauft Pegasus-Rosse der Staatsoper

- Göttliche Habsburger

- Herkules und die Habsburger

  Legenden
in Arbeit

Märchen

Das Wort Märchen hat sich aus dem mittelhochdeutschen Wort Maere entwickelt, was soviel wie Kunde/Bericht/Nachricht bedeutet.

Typisches Merkmal eines Märchens ist, dass es keine Ortsangabe gibt: "Es war einmal in einem fernen Land..." Weiteres Kennzeichen: Die Handlung ist frei erfunden.
Märchen treten in allen Kulturkreisen auf, man denke an 1001 Nacht aus dem arabischen Raum.

Es gibt Volks- und Kunstmärchen.
 

Charakteristikum von Märchen sind phantastische Elemente wie sprechende Tiere. Früher war es gestiefelte Kater, heute ist es der König der Löwen.

Durch Hexen, Zauberer und Feen werden Dinge lebendig, auch Ungeheuer und Riesen kommen vor.

In Wien wird man auf der Suche nach Märchen nicht so leicht fündig.
Trotzdem gibt es sie noch: In Form eines bezaubernden Spielzeuggeschäftes in der Lange Gasse, 8. Bezirk und in einer einzigen!!!! Märchengrottenbahn - dafür ist es die älteste im Prater, gegründet 1952 (Anm.: der Wiener Vergnügungspark erlitt im 2. Weltkrieg schwerste Kriegsschäden).

 
Spielzeuggeschäft, 8., Lange Gasse
Märchengrottenbahn: Silberbergwerk im Prater
Hans im Glück

Volksmärchen und Kunstmärchen

Man unterscheidet zwischen Volksmärchen und Kunstmärchen.

Bei Volksmärchen gibt es keine eindeutige Urheberschaft, sie entstanden anonym.

Bei Kunstmärchen sind die Autoren bekannt. Zum Beispiel Wilhelm Hauff (Zwerg Nase) oder Hans Christian Andersen (Hässliches Entlein).

Letzterer war zwei Mal in Wien und hat dabei im Schloss Schönbrunn persönlich vorgelesen. Kaiser Franz Joseph I. schrieb in sein Tagebuch: ... "war heute bei der Mama, wo der Däne Andersen Märchen vorlas".... (9.3.46).

Andersen war schon zuvor, 1834, in Wien gewesen, wo er in der Naglergasse 8 wohnte. Heute zeugt davon eine Gedenktafel (Bild links).

H.C. Andersen in Wien, Gedenktafel Naglergasse
 

Gebrüder Grimm und die Wollzeiler

Die ersten, die im deutschsprachigen Raum Märchen sammelten und aufschrieben, waren die Gebrüder Grimm.

Jacob Grimm (1785 - 1863) und Wilhelm Grimm (1786 - 1859) waren auch Sprachwissenschaftler, auf sie soll die heutige Germanistik zurückgehen, denn sie waren die ersten die ein deutsches Wörterbuch geschrieben haben. Es umfasst 33 Bände, 67.744 Spalten, 350.000 Stichwörter. Sie begannen damit 1838 und führten es bis zu ihren Tod weiter.

Einmal gab es bei der Millionenshow im Fernsehen die Frage: Wer schrieb das erste deutsche Wörterbuch? Der Kandidat traute den Gebrüdern Grimm diese Leistung nicht zu - und schied aus.

Als Jacob Grimm, der jüngere, war im Zivilberuf Jurist. Als solcher vertrat er den Kurfürsten von Kassel hier in Wien beim Wiener Kongress. Und er nutzte die Gelegenheit, die "Wollzeiler" zu treffen.

 
Gebrüder Grimm

Die "Wollzeiler" waren eine illustre Männerrunde: Dichter, Literaten, Buchhändler und Antiquare.

Sie trafen sich zum Lesen und Diskutieren jeden Mittwoch Abend in einem Lokal in der Wollzeile. Und auch anderweitig gab es sicher Vergnügungen: bei dem Vereinslokal soll es sich um ein Bierwirtshaus gehandelt haben.

Wo genau sich dieses befunden hatte, konnte ich nicht herausfinden, es wird in den Quellen nur von "der Nähe zum Stephansdom" gesprochen.

Jedenfalls schickten diese Wollzeiler auf Bitte von Jacob Grimm 360 Umfragebögen in alle Teile des Reiches, um seine Sammlung zu ergänzen.

 

Grausame Märchen werden mit der Zeit "verniedlicht"

1815 war das Werk "Kinder- und Hausmärchen" der Gebrüder Grimm fertig. Die Texte wurden jedoch von Auflage zu Auflage weiter überarbeitet, teilweise „verniedlicht“ und mit christlicher Moral unterfüttert.

Die Grimms reagierten damit auch auf Kritik, die Märchen seien nicht „kindgerecht“. Um dem zeitgemäßen Geschmack des vorwiegend bürgerlichen Publikums entgegenzukommen, wurden auch wichtige Details geändert.

So wurde aus der Mutter in Hänsel und Gretel eine Stiefmutter, denn ihr Verhalten, die Kinder zu verstoßen, war mit dem Mutterbild des Bürgertums nicht zu vereinbaren.

 
Hänsel und Gretel: Mutter wird zu Stiefmutter


Sagen

Das Wort Sage stammt aus dem althochdeutschen "Saga" und bedeutet "Gesagtes". Sagen wurden wie Märchen mündlich überliefert, sind aber nicht wie diese frei erfunden.

Der Kern der Erzählung hat Wahrheitsanspruch. Zeit- und Ortsangabe sind ein Charakteristikum von Sagen.

Oft führten Not und Elend wie Naturkatastrophen (Überschwemmungen) oder Krankheitsepidemien (Pest) zur Entstehung von Sagen, aber auch geschichtliche Ereignisse (Türkenbelagerung).

   

Sagen waren früher Bildungsgut der Erwachsenen

Sagen werden heute Kindern zugeordnet. Nur mehr in der Volksschule sind sie ein Thema. Das war aber nicht immer so: früher zählten Sagen und Mythen zum festen Bestandteil der Erwachsenenbildung, erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts erschien ein Buch in "Kindersprache" geschrieben.

Sagen waren Bildungsgut der Stadt und auch der Touristen. Reiseführer in Buchform sind daher eine wichtige Quelle in der Sagenforschung.

So wird der Stock im Eisen 1632 in einem Führer erstmals erwähnt. In späteren steht geschrieben, dass der Portier im Palais Equitable eine Broschüre mit der Sage verkauft.

1822 erschien erstmals ein Buch mit Wiener Sagen (Franz Ziska). Das Besondere daran war, dass es in Mundart geschrieben war (Schtog im Eisen)

 
Stock im Eisen, Detail Palais Equitable

Sagen verändern sich: Lugeck

Sagen wurden und werden, je nach subjektiver Wahrnehmung, oft fantastisch ausgeschmückt und umgestaltet.

Ein Beispiel: Am Lugeck, auf dem Regensburger Hof lugen eine männliche und eine weibliche Figur ums Eck. Sie hatten einen Sohn, der in den Krieg zog und sie halten nun nach ihm Ausschau.

Das Ende der Geschichte hört sich bei meinen Führungen so an: Er kam wieder, war inzwischen so reich geworden, dass er das Haus neu bauen lassen konnte. In Erinnerung an seine treuen Eltern ließ er deren Büsten auf den Neubau übertragen.

Bei einer Kollegin hört sich das ganz anders an: Sie lässt ihn die Kriegskasse stehlen, in Gefangenschaft raten und elendiglich zugrunde gehen. Und wiedergekommen ist er schon recht nicht mehr.

Lugeck: Ein Ehepaar lugt ums Eck
 
Lugeck, links
Lugeck, rechts

Naturelemente: Wassermännlein und Donauweibchen

In Fall von Wien entstanden so viele wassergebundene Sagen, traten der Wienfluss und die Donau im Sommer als Hochwasser und im Winter als Eisstoß doch immer wieder über die Ufer.

In den Wiener Wassermännlein treten dabei gute als auch böse Wassergeister in Erscheinung: solche, welche Menschen vor einem Unwetter warnen, und solche, die sie in die Tiefe ziehen, sollten sie aus Unachtsamkeit an eine gefährliche Stelle geraten.

Und auch das schöne, verführerische Donauweibchen darf natürlich nicht fehlen. Auch auf dieses trifft man mehrmals in Wien (Denkmal Stadtpark, Stiegenhaus Hotel Imperial, Sgraffito Opernring, Wien Museum).

 
Donau und Wienfluss bedrohten die Stadt
Wassermännlein, Meidling
Donauweibchen, Hotel Imperial

Pestzeit: Der Liebe Augustin

Die berühmteste Pestsage erzählt vom Lieben Augustin. Die damals an der Pest erkrankten Menschen verfielen im Endstadium oft in einen todesähnlichen Trancezustand. Daher war die Angst vor dem Lebendig-Begraben-Werden damals allgegenwärtig.

Deshalb wirkte diese Sage, die erzählt, dass man eine Nacht inzwischen Pestleichen überleben kann, äußerst beruhigend auf die damals so Not leidenden Menschen.

Und in Wien gibt es noch eine zweite Moral dieser Sage: "Trink den Wiener Wein, soviel zu kannst, er hält dir sogar die Pest vom Leib!" Und das zelebriert man am Besten im Griechenbeisl, wo der Liebe Augustin auch heute noch seinen Dudelsack spielt.

Seine Pestgrube nehmen gleich zwei Bezirke für sich in Anspruch. Im 7. Bezirk soll der Augustinbrunnen an die denkwürdige Stelle erinnern, im 3. Bezirk, am Kardinal-Nagl-Platz erzählt ein Hauszeichen von der gleichen Gegebenheit.

1., Der Liebe Augustin im Griechenbeisl
 
7., Augustinbrunnen am Augustinplatz
3., Hauszeichen Kardinal Nagl Platz

Inschrift Hauszeichen 3.,: Jene Pestgrube, in der Augustin eine Nacht verbrachte, befand sich in der Nähe des Kardinal Nagl Platzes.

Wahrscheinlich, weil man sich doch nicht so sicher ist, ob am Augustinplatz auch wirklich die Pestgrube war, hat man sicherheitshalber den Platz auch noch einer Frau gewidmet: Liane Augustin (1928 - 1978). Die Sängerin (Song-Contest Teilnahme1958, 5. Platz) und Schauspielerin (Fiakermilli) war ab 1953 die Chefin und Grand-Dame der Edenbar.

Dem Sagenbereich ist auch die Aussage der Gedenktafel am Augustinplatz zuzurechnen, die erzählt, dass sich hier im Jahre 1683 das Zelt von Kara Mustafa befand. Denn die Wiener Quellen geben die Schmelz im 15. Bezirk als Standort für sein Prunkzelt an.

Liane Augustin nahm 1958 für Ö am Song-Contest teil.  
7., Augustinplatz, Gedenktafel Kara Mustafa
Sein Zelt soll sich hier 1683 befunden haben.

Historische Ereignisse: Türkenbelagerung

Als die Türken 1529 erstmals Wien belagerten, begannen sie mit der Sprengtechnik, die sie später bis zur Perfektion beherrschen sollten. Die Sage "Zum Heidenschuss" legt davon Zeugnis ab.

Auf der Freyung befindet sich ein säbelschwingender Türke mit Turban. Dort soll sich die Backstube befunden haben, in der Bäcker Erbsen auf Trommeln legten. Als diese begannen, auf und ab zu hüpfen, wussten sie, dass der Gegner begonnen hatte, einen Stollen unter die Stadtmauer zu treiben.

Am Ende dieses Stollens wurden dann Pulverfässer deponiert, der Bereich abgemauert und mittels Lunte ferngezündet. Durch die Wachsamkeit der Bäcker konnte das Vorhaben der Türken jedoch unterbunden werden.

Zum Heidenschuss, Freyung
 

Bäckerschupfen: keine Sage sondern brutale Wirklichkeit

Bäcker kommen einige Male in Wiener Sagen vor, was davon zeugt, welch wichtige Rolle dieses Gewerbe im Wiener Stadtleben gespielt hat.

Brot gehörte nämlich im Mittelalter zum Grundnahrungsmittel (neben gewässerten Wein), daher verlieh man den Brotformen auch kraftgebende Gestalt: Das Salzstangerl stellte die Männlichkeit dar, das Baunzerl (Semmel mit Spalt) das weibliche Gegenstück.

Das Bäckerschupfen wird oft als Sage geführt, dabei handelt es sich allerdings um eine historische Bestrafungsart. Das letzte Bäckerschupfen wurde 1773 durchgeführt: Der betrügerische Bäcker wurde in einem Käfig gesperrt und das Donauwasser getaucht und nach einiger Zeit erst wieder hochgezogen.

Dass das Brotmaß am Stephansdom etwas mit dem Bäckerschupfen zu tun hat, ist jedenfalls weder eine Sage, noch eine historische Gegebenheit, sondern schlicht und einfach ein "gutes G'schichtl".

 
Basiliskenhaus, Schönlaterngasse: Bäcker mit Brezel

Basilisk - Spassilisk - Babazi

Daran, dass früher viele Wiener an der schlechten Wasserqualität zu leiden hatten, mitunter sogar daran starben, erinnert die Sage vom Basilisken, der das Brunnenwasser vergiftete.

Noch dazu stieg aufgrund der geologischen Verhältnisse stinkendes Schwefelwasser empor, was ihn zu einer grässlich stinkenden Bestie werden ließ. Aber er wurde besiegt! Wie - darüber gibt es verschiedene Versionen.

Der Basilisk ist im Wiener Stadtbild omnipresent: Schönlaterngasse, Anker Uhr, Stadtpark (Brunnen), Prater.

In letzteren mutiert er im Eingangsbereich zum Spassilisk und noch eine Abwandlung hat er mitmachen müssen: Babazi wurde von einem Marketingteam kreiert: Ein auferstandener Basilisk, der in neuen Geschichten jede Menge Abenteuer erlebt. Zu sehen sind diese beim Wachsfigurenkabinett von Madame Tussaud.

 
Basilisk unterhalb der Anker-Uhr
Prater: Spassilisk
Prater: Babazi

Rübezahl und Riesentor

In den Sagen des Wienerwaldes treten oft Waldgeister und Waldfeen auf. So auch beim Agnesbründl. Hintergrund der Sage ist der 30- jährige Krieg.

Der Berggeist Rübezahl ist am Austriabrunnen auf der Freyung zu finden. Nicht zufällig, denn Sagen sind ortsgebunden. Rübezahl stammt aus dem Riesengebirge und dort entspringt die Elbe, welche am Brunnen personifiziert dargestellt ist (ebenfalls der Po, die Donau und die Weichsel).

Auch historische Ereignisse der Stadtgeschichte waren Anlass zur Entstehung von Sagen und sind im Volkswissen noch verankert: Bei den Grabungen zum Bau des Nordturmes vom Stephansdom wurde im Erdreich ein Mammutknochen gefunden.

Weil man Mammuts damals noch nicht kannte, dachte man, es müsse sich um den Knochen eines riesigen Menschen handeln. Das Relikt aus Urzeiten wurde beim Haupteingang aufgehängt. So entstand der Sage nach der Name Riesentor.

Rübezahl auf der Freyung, Austriabrunnen (Detail)
 
Mammutknochen vom Riesentor, 1443, Stephansdom

Mythen

Das Wort Mythologie hat griechischen Ursprung.
mythoi = Geschichten; legein = Erzählen

Mythen sind erzählte Geschichten. Es gibt sie in allen unterschiedlichen Kulturkreisen. Sie beinhalten die Vorstellungswelten der Menschen und versuchen Erklärungen und Antworten die Frage nach dem Woher, Wohin und Warum zu geben.

Wien hat einige schöne Beispiele für Entstehungsmythen wie Sonnenblume, Panflöte und Lorbeerkranz des Apoll (Belvedere), Lyra/Kithara (Beethovendenkmal) und Geburt des Herkules (Denkmal Josef II.).

   

Entstehungsmythen

 
Panflöte

Pan (halb Mensch, halb Ziegenbock) stellte der Nymphe Syrinx nach, die jedoch nichts von ihm wissen wollte.

In ihrer Not bat sie auf der Flucht vor Pan ihren Vater, den Flussgott Ladon, sie zu verwandeln. Sie wurde zu Schilfrohr.

Als Pans Atem durch die Halme streifte, ertönte ein wunderschöner Ton. Daraufhin schnitt dieses ab und machte daraus mit Hilfe von Wachs eine Flöte – später Panflöte genannt.

 
Syrinx wird zu Schilf - Panflöte, Oberes Belvedere
Lorbeerkranz Apolls
 

Die Geschichte von Apoll und dem Lorbeerkranz ist ähnlich. Er verliebte sich in Daphne. Doch diese verschmähte seine Annäherungen und floh vor ihm. Verzweifelt bat sie ihren Vater, ihr zu helfen und sie zu verwandeln. Sie erstarrte zu einem Lorbeerbaum.

Apoll, völlig verzweifelt, schnitt einige Zweige ab und trug ihr zu Ehren ab da einen Lorbeerkranz auf seinem Haupt.

Beide Darstellungen befinden sich im Oberen Belvedere, Erdgeschoss (Raum ausgestaltet von Carlo Carlone, heute Mittelaltersammlung).

Lorbeerkranz des Apoll, Oberes Belvedere
 
 
Sonnenblume

Eine Deckenmalerei im Unteren Belvedere zeigt Klytia und Apoll. Sie hatte sich unsterblich in ihn verliebt und schreckte auch nicht davor zurück, ihre Rivalin zu töten. Damit hatte sie aber bei Apoll endgültig verspielt.

Daraufhin setzte sich Klytia nackt auf einen Felsen nieder, aß und trank nichts, starrte in die Sonne und beklagte ihr Unglück.

Nach neun Tagen wurde ihr Herzeleid zu gelben und braunen Farben: Sie wurde in eine „Sonnenblume“ verwandelt, die ihre Blüte stets nach Apolls Sonnenwagen drehte.

 
Klytia wird zur Sonnenblume und blickt Apoll nach
Lyra
 

Rund um das Beethovendenkmal tummeln sich neun Putti. Sie stehen für die neun Symphonien des großen Komponisten. Einige von ihnen stellen auch Götter dar.

In der Mitte der Vorderseite des Denkmales kniet Hermes. Er war ein kleines Wunderkind wie Herkules. Schon wenige Stunden nach seiner Geburt kroch er aus der Höhle, tötete eine Schildkröte, und machte aus ihrem Panzer eine Kithara - die Vorläuferin der Gitarre.

Andere Quellen geben die Lyra oder die Zither an. Darauf würde das Plektrum hinweisen, welches Hermes in der Hand hält.

Hermes erfindet die Lyra/Gitarre, Beethovendenkmal
 

Weil Hermes seinen Halbbruder Apoll verärgert hatte, überließ er diesen zur Wiedergutmachung die Lyra. Apoll wiederum schenkte sie an Orpheus weiter, der mit seinem Gesang alle betörte. Er verliebte sich in Eurydike. Als diese von einer Schlange gebissen wird und stirbt, will er sie aus der Unterwelt zurückholen. Doch das gelingt ihm nicht, und die Geliebte entschwindet für immer.

Apoll thront mit der Lyra auf dem Dach des Wiener Burgtheaters. Die Geschichte von Orpheus ist am Eisernen Vorhang der Wiener Staatsoper zu sehen.

Apoll mit Lyra, Burgtheater
Orpheus mit Lyra, Staatsoper

Wer schlug Medusa den Kopf ab?

Die Millionenfrage bei Armin Assinger lautete 2002: Wer schlug der griechischen Sage nach Medusa den Kopf ab?
                 A Herkules
                 B Jason
                 C Perseus
                 D Archilleus

Der Kandidat wusste die richtige Antwort: Perseus. Dessen Geburtsgeschichte inspirierte Tizian zu einem großartigen Gemälde. Zeus verwandelte sich in Goldregen um die Geliebte begatten zu können - Perseus wurde geboren.

Wer schlug Medusa den Kopf ab?
 
Geburt des Perseus, Tizian, KHM
Perseus und das Haupt der Medusa, Schönbrunn

Nachdem Perseus Medusa, deren schrecklicher Anblick jeden augenblicklich zu Stein erstarren ließ, enthauptet hatte, gelangte er auf seiner Weiterreise zum Palast des Atlas.

Der Titan aber verweigerte ihm die gastliche Aufnahme. Der erboste Perseus hielt ihm daraufhin das erbeutete Haupt der Medusa entgegen, worauf der Titan zu einem gigantischen Felsen, dem Atlasgebirge (2300 km lang), versteinerte.

Perseus reiste weiter und traf Andromeda, die von einem Ungetier getötet werden sollte. Er befreite sie und die beiden wurden ein glückliches Paar. Diese Liebesgeschichte zeigt der Andromedabrunnen im Alten Rathaus.

 
Atlas, Nationalbibliothek, Hofburg
Andromedabrunnen, Altes Rathaus
Perseus auf Pegasus, Andromedabrunnen (Detail)

Amerikanischer Tourist kauf Pegasus-Rosse der Staatsoper

Peter Paul Rubens hat das Haupt der Medusa wohl am eindruckvollsten dargestellt. Im Bildvordergrund sind grüne Pflanzen zu sehen.

Als ihr nämlich der Kopf abgeschlagen wurde, tropfte das Blut zu Erde, wo es aufkam begannen Heilkräuter zu spießen. Zugleich gebar sie aus ihrem Rumpf Pegasus, ein weißes geflügeltes Ross.

Sofort nach seiner Geburt flog Pegasus zum Heimatberg der Musen, dem Helikon. Sie gewährten ihm großzügig Gastfreundschaft.

Aus Dankbarkeit schlug das Pferd mit seinem Huf an einen Stein, worauf aus dem eine Quelle sprudelte. Jener, der davon trank, wurde zu künstlerischen Schaffen inspiriert.

Seit dieser Zeit gilt Pegasus als Symbol der Musen, des Dichtens und der schöpferischen Kräfte.

sterbende Medusa gebiert Pegasus, Rubens, KHM
 
Pegasus; klassische Dichtung, Staatsoper
Pegasus; romantische Dichtung, Staatsoper

Die Rosse, welche heute die Staatsoper bekrönen, stammen von Julius Hähnel und wurden erst 1878 aufgestellt.

Ihre Vorgänger wurden von Vinzenz Pilz geschaffen (1869), und der Kaiser soll damit gar nicht glücklich gewesen sein. Zu wuchtig, zu monumental - sie passten einfach nicht zu dem filigranen Musentempel!

Als dann ein amerikanischer Tourist Gefallen an den Pferden fand, und bereit war, sie zu kaufen, war man froh, sie loszuwerden. So wurden sie schon nach einem Jahr sie wieder abgenommen und stehen heute in den USA, vor der Memorial Hall in Philadelphia.

Pilz fand später zu einem gemäßigteren Stil, wie seine Quadriga auf dem Parlament zeigt.

 
Quadriga Parlament, Vinzenz Pilz
Harmonie, Vinzenz Pilz, USA
Poesie, Vinzenz Pilz, USA
Memorial Hall in Philadelphia, USA, mit den Wiener Rossen von Vinzenz Pilz

Göttliche Habsburger

Es ist leicht in dieser Stadt auf griechische und römische Götter zu treffen. War hier doch jahrhundertelang der Hauptsitz der Habsburger, die sich gerne mit der antiken Götterwelt in Verbindung brachten.

Jeder, der damals etwas auf sich hielt, stammte in direkter Linie von Zeus oder Herkules ab. Auch die kaiserliche Familie hatte solche Stammbäume anfertigen lassen. (Auch im christlichen Sinne, wo sie verkündigten, nur Gott habe ihnen was zu sagen, weil der schließlich ihr nächster Verwandter sei.)

Viele Darstellungen glorifizieren die Herrscher als tapfere Helden, weise Staatsmänner, unbesiegbare Krieger oder großzügige Kunstliebhaber.

Im Deckenfresko der Kaiserstiege im Stift Herzogenburg, NÖ, ist Kaiser Karl VI. (1685 - 1740) persönlich als Mischung von Sonnengott und Apoll dargestellt.

Kaiser Karl VI. als Apoll, Stift Herzogenburg
 

Im Festsaal der Akademie der Wissenschaften erscheint er nochmals, zusammen mit seiner Gattin Maria Theresia, abgebildet in einem Medaillon, welches von Chronos getragen wird.

Der Gott der Zeit wurde üblicherweise mit Stundenuhr und Sichel/Sense dargestellt. Hier wird die Sense von einem Adler zerbrochen, als Zeichen des ewig andauernden Ruhmes. Verstärkt wird die Botschaft noch durch die Siegeszeichen Palmzweig und Lorbeerkranz.

Auf der Kaiserstiege im Stift Melk zeigt sich Kaiser Karl VI. als Herkules. Jedoch nicht als personifizierte Statue, sondern diskreter.

Ein Löwe (= Herkules) steht vor einem einem Medaillon mit dem Wahlspruch Constantia et fortitudine (= Kaiser Karl VI.; Beständigkeit und Kraft).

 
Chronos und der ewige Ruhm für das Kaiserpaar,
Akademie der Wissenschaften

Herkules und die Habsburger

Taten des Herkules, Hofburg, Michaelertrakt

Vor allem in der Wiener Hofburg stechen die Herkules-Statuen ins Auge. Was machte gerade ihn so interessant? Er war nicht der klügste und nicht der Stärkste.

Und er hatte sich auch nicht immer im Griff. So tötete er, wenn auch durch äußere Umstände beeinflusst, von Wahn befallen, seine Gattin und Kinder. Als Strafe dafür musste er die 12 Taten durchführen, von denen fünf in der Hofburg dargestellt sind.

Aber er war einer der ganz wenigen, der es als Halbgott (sein Vater war Zeus, seine Mutter die menschliche Alkmene) geschafft hatte, in den Olymp aufgenommen zu werden. Und dort wollten die Habsburger schließlich auch hin.

Karl VI. als Löwe = Herkules, Kaiserstiege Melk
 

Aber auch andere Gründe sprechen für Herkules. Er war ein im ganzen antiken Raum beliebter Held. Es gibt kaum einen Sagenzyklus, in dem er nicht vorkommt. Er "einigte" das Reich.

Als man in der Renaissance begann, sich mit der Antike zu beschäftigen, war dieser Aspekt für das Herrscherhaus nicht uninteressant.

Kaiser Maximilian I. (1459 - 1519), der mit der Glaubensspaltung von Katholiken und Protestanten kämpfen musste, war der erste Habsburger, der sich als "Herkules germanicus" bezeichnete,

Sein Enkel Kaiser Karl V. (1500 - 1558) übernahm die Säulen des Herkules in sein Wappen mit dem Wahlspruch Plus Ultra: Immer weiter (gen Westen).

 
Herkules germanicus: Kaiser Maximilian I.
Die Säulen des Herkules: Wappen Kaiser Karl V.
Geburt des Herkules, Denkmal Josef II., Hofburg
Herkules, Hofburg, Reichskanzleitrakt
Herkules, Hofburg, Burggarten
Herkules im Erdgeschoss vom Schloss Schönbrunn
Herkules im Schönbrunner Schlosspark wird von den Eichkätzchen "gepflegt"

 

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