|
Home | Sagen | Prometheus
Prometheus
Wer war eigentlich Prometheus?
Ein Betrüger,
Dieb oder ein strahlender Lichtbringer?
Das ist Ansichtsache,
wie alles im Leben. Jedenfalls war er ein Titan.
Der Titan Prometheus und sein Bruder Atlas
|
Die Titanen waren in einem langen Kampf
von Zeus gestürzt worden, aber Prometheus hat
seinem Namen ("der vorher Denkende") Ehre erwiesen
und sich rechtzeitig auf die Seite von Zeus geschlagen.
Sein Bruder Atlas war nicht
so klug gewesen und hatte sich gegen
Zeus gestellt.
Als Strafe dafür wurde
er verdammt, ewig die Weltkugel zu tragen. |
Atlas, der Bruder von
Prometheus
(Nationalbibliothek, Josefsplatz) |
|
▲
Prometheus erschuf mit
Hilfe von Athene das Menschengeschlecht
|
Prometheus formte den
Menschen aus Ton, Athene hauchte ihm den Atem ein.
Cosimo 1515, Pinakothek München |
|
Oft blickte Prometheus vom Olymp hinab
zur Erde, die Zeus erschaffen hatte. Er erfreute sich
an den Tieren und Pflanzen, aber irgendetwas fehlte
ihm.
So kam er auf die Idee das Menschengeschlecht zu
erschaffen. Und damit nicht alle gleich ausschauen,
nahm er rote, gelbe, schwarze und weiße Tonerde, aus welcher
er Menschen formte. Als Vorbild nahm er sich eine Götterstatue.
Er gab ihnen auch eine Seele, den Atem bekamen sie von
seiner guten Beschützerin Athene eingehaucht.
Nun war also das Menschengeschlecht entstanden. "Doch
wovon sollte es sich ernähren?" überlegte
Prometheus ( Supermärkte gab es ja noch nicht).
So lehrte der Titan die Menschen, die Felder zu bestellen
und auch sonst alles, was man so zum Leben braucht.
|
Prometheus nahm rote, weiße,
schwarze und gelbe Tonerde. |
Zeus beobachtete dies alles und als er
sah, dass das Menschengeschlecht ganz unterhaltsam war,
hatte er gegen Prometheus Ansinnen auch keinen Einwand.
So konnte Prometheus ihn auch eines Tages fragen: "Die
Menschen haben eine Seele, aber wovon soll sich diese
ernähren? Weißt du Rat, großer Zeus?".
Dieser antwortete:"Dafür geben wir den Menschen
den Schlaf!" Und er stellte gleichzeitig die Forderung,
dass die Menschen ihm nun auch zu huldigen hatten und
ihm Opfer bringen sollten.
So machte sich Prometheus,
als Stellvertreter der Menschen, daran,
einen Stier zu opfern. Dabei dachte sich
wohl: "Das viele gute Fleisch könnten
meine Menschen gut brauchen. Es würde
ihnen Stärke geben, damit sie ihre
Arbeiten noch besser erledigen können." Daher
nahm der die wertlosen Knochen und Sehnen,
tarnte diese mit dem Fett des Tieres
und stapelte alles zu einem ganz großen
Haufen auf. Aus dem wertvollen Fleisch
und den Innereien machte er einen kleinen
Stapel und legte zur Tarnung den Magen
obendrauf. |
|
|
Athene haucht dem Menschen den Atem ein. |
|
Zeus hatte seine List natürlich
längst durchschaut, dennoch griff er zum größeren,
wertloseren Haufen: Seither war es üblich, bei Opfern
nur die Knochen und unbedeutende Teile des Tieres zu
verbrennen, und das beste Fleisch für den menschlichen
Bedarf zurückzubehalten.
"Sollen sie ihr Fleisch haben!",
rief Zeus, "aber ich verweigere ihnen das Feuer!
Roh sollen sie ihr Fleisch essen müssen".
Doch Prometheus hatte die mächtige Göttin Athene als Helferin. Und
sie konnte ihm dabei helfen, den Menschen das Feuer doch zu bringen. |
Zeus wird von Prometheus betrogen
Bild: Universität Wien, Rückseite |
|
▲
Prometheus stahl Helios
das Feuer und brachte
es den Menschen
|
Prometheus raubt Helios das Feuer
Bild: Helios auf Kuppel NHM |
|
Athene gab Prometheus den Stiel eines
Riesenfenchels, geleitete ihn hinauf in den Himmel,
und als er ganz nah am Rad des Sonnengottes Helios war,
entzündete
er den Stiel am funkensprühenden Rad des Sonnenwagens.
So konnte Prometheus den Menschen das Feuer bringen
(hier soll auch der Ursprung der olympischen Fackel
zu finden sein).
Zeus war nun ordentlich sauer. Wieder
einmal hatte Prometheus sich ihm widersetzt. Er beschloss,
Prometheus und die Menschheit zu bestrafen. Aber diesmal
gleich ordentlich. In Wien würde man sagen: "damit
es sich gewaschen hat". |
|
|
Athene geleitet Prometheus
zum Sonnenwagen |
▲
Zeus bestrafte die Menschheit
mit der Büchse
der Pandora
|
Zuerst bestrafte Zeus die Menschheit: Er
schickte ihnen Pandora mit ihrer Büchse. Pandora
war eine von ihm und anderen Göttern geschaffene,
wunderschöne, charmante Jungfrau, die ein Gefäß besaß,
das mit allen Übeln der Menschheit wie Krankheit,
Hunger, Schmerzen gefüllt war. Diese Büchse
sollte sie wohlweislich Epimetheus bringen, dem Bruder
von Prometheus, der nicht allzu helle im Kopf war, und
man so sicher gehen konnte, dass er die Büchse auf
jeden Fall öffnen würde. Der Name Epimetheus
bedeutet: "der nachher Denkende".
Und die Rechnung ging auf. Epimetheus öffnete
die Dose, und alles Unheil stieg wie eine schwarze Wolke
hoch und verbreitete sich in Blitzesschnelle über
die Erde. Die einzige gute Gabe war am Boden der Dose
verborgen: die Hoffnung, doch die gönnte Zeus den
Menschen nicht! Er ließ Pandora die Dose schließen,
bevor diese entweichen konnte. |
Pandora mit Büchse,
Rosetti 1871 |
▲
Prometheus wurde von Hephaistos
an einen Felsen im Kaukasus gekettet
|
|
Baburen 1683, Reijksmuseum
Amsterdam |
Prometheus, Beethovendenkmal,
Wien |
Zeus' Strafe für Prometheus
fiel noch härter aus: Prometheus wurde Hephaistos übergeben,
dieser musste ihn an eine Felswand vor einem schauderhaften
Abgrund im Kaukasus schmieden. Täglich sollte ein
Adler kommen und an der Leber des Unglückseligen
fressen, die sich immer wieder erneuerte, da er ja ein
Unsterblicher war. Die Qual sollte nicht eher aufhören,
bis ein Mann käme, der an seiner Stelle freiwillig
den Tod auf sich nehmen würde. |
▲
Herkules
erlöste Prometheus
|
Prometheus wird von Herkules
erlöst; Michaelerplatz, Wien |
Prometheus wurde erlöst, aber
er musste jahrelang darauf warten.
Als Herakles auf dem
Weg zu den Hesperiden war, kam er bei Prometheus vorbei,
tötete den Adler und befreite Prometheus. |
▲
Chiron erklärte sich
freiwillig bereit,
für Prometheus zu sterben
|
Nun musste noch ein jemand gefunden werden,
der für Prometheus in den Tod ging. um Zeus' Bedingungen
zu erfüllen.
Der Zentaur Chiron stellte sich dafür
zur Verfügung. Warum sollte jemand freiwillig sterben
wollen, fragt man sich?
Nun, Chiron war unsterblich, und genau
das war auch sein Problem, denn, von einem Giftpfeil
verletzt, hatte er eine Wunde, die nicht mehr verheilen
konnte. "Bevor ich ewig Schmerzen erleide, will
ich sterben", sagte der weise Chiron.
Chiron war ein großer Lehrer gewesen, hatte Asklepios die Heilkunst
gelehrt und Achill das Bogenschießen. |
Chiron und Achill,
Crespi, KHM |
|
▲
Prometheus war besiegt
Prometheus schien es nach den jahrelangen
Qualen nicht mehr darauf abgesehen zu haben, sich nochmals
mit Zeus anzulegen.
Er willigte ein, für immer
einen eisernen Ring zu tragen, an welchem sich ein
Steinchen von jenem Kaukasusfelsen befand.
So konnte sich Zeus rühmen, dass sein
Feind immer noch an den Kaukasus geschmiedet sei. |
|
|
Prometheus
Peter Paul Rubens |
▲
Zeus schickte die Sintflut
|
Wie endet nun die Geschichte der beiden
Brüder Prometheus und Epimetheus?
Beide heirateten, beide
bekamen Kinder, und mit denen begann
eine neuerliche Geschichte der Erschaffung
der Menschheit, denn Zeus wurde so unzufrieden
mit der Menschheit, dass er eine Sintflut
sandte (auch Deukalonische Flut genannt).
Nur ein Mann und eine Frau
hatten vorgesorgt, eine große Arche
gebaut und mit Lebensnotwendigem beladen.
Es war Deukalion, der Sohn
des Prometheus, der auch von diesem vor
der Sintflut gewarnt wurde, und Pyrrha,
die Tochter des Epimetheus und der Pandora. |
Prometheus,
Lambert 1737, Louvre |
▲
Die Kinder von Prometheus
und Epimetheus
gründeten
ein neues Menschengeschlecht
Neun Tage und Nächte trieben die Kinder
am Wasser umher, bis sie endlich am Parnassos landen
konnten, die einzige Bergspitze, die weit und breit aus
dem überfluteten Land ragte. Hier brachten sie Zeus
ein Dankopfer für die Rettung dar. Dann zog sich
das Wasser zurück, und sie lebten wie im Paradies.
Aber trotzdem waren sie nicht ganz glücklich,
denn ihnen fehlten die Menschen. Sie befragten das Orakel,
wie dieser Zustand denn geändert werden könne.
Man gab ihnen folgende Anweisung: "Werft die Knochen
eurer Mutter hinter euch". Rätselhaft, oder?
Aber das haben Orakel nun mal so an sich! Schließlich
fand Pyrrha - wer sonst? - eine Erklärung: Mit der
Mutter war die Erde gemeint, und so warfen sie Steine
hinter sich, aus denen von Deukalion gingen neue Männer
hervor, aus denen von Pyrrha neue Frauen.
Später gebar Pyrrha dem Deukalion
einen Sohn, Hellen, den Stammvater der Hellenen (Griechen).
Aber dies ist nun wirklich eine andere Geschichte. |
|
Deukalion
und Pyrrha werfen Steine hinter sich |
▲
Quellen: Schwab, Hunger,
Köhlmeier
|
|