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Home | Sagen | Apoll

Apoll im Unteren Belvedere

Im Marmorsaal des Unteren Belvederes befinden sich zehn ovale Marmor-Reliefs oberhalb der Türen und Fenster. 

Dargestellt sind Szenen aus dem Leben Apolls, der wiederum sinnbildlich für Prinz Eugen, den Erbauer des Belvederes, steht. 

Es gibt folgende Bedeutungsaspekte: Apoll vertreibt die üble Feuchtigkeit (Pythonschlange), umhegt alles, was die Erde hervorbringt (als Hirt des Admetos), lässt die Pflanzen wachsen (Daphne, Hyazinth), vernichtet das Böse durch sein Feuer (Koronis), reinigt die Luft, sodass sie heilsam wird (Aesculap). 
Hierin finden sich auch die vier Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft.

Ovale Reliefs mit Apoll-Themen über den Türen und Fenstern
 

 

Die Geburt des Apoll

Als die Titanin Leto, von Zeus mit den göttlichen Zwillingen Apoll und Artemis schwanger war, verweigerte ihr alle Welt auf Veranlassung der eifersüchtigen Hera ein Obdach für die Entbindung. 
Auf der Flucht vor den Schikanen der Hera kam Leto erschöpft und durstig an einen See. Am Ufer arbeiteten einige Bauern, die Leto trotz mehrmaliger Bitte eine Erfrischung verweigerten. Damit nicht genug, wühlten sie den Schlamm mit Händen und Füßen auf und trübten so das Wasser. Leto bestrafte dieses dreiste Verhalten, indem sie die ungehobelten Kerle in Frösche verwandelte. 

Möglicherweise ist der hier dargestellte Krug eine Anspielung auf diese Erzählung. 

Apoll als Kind mit seiner Schwester Diana und seinen Eltern Zeus und Leto (Nordseite, rechts)

Apoll tötet den Drachen Python

Hera hatte mit Hilfe der Geburtsgöttin Eileíthyia noch versucht, die Entbindung der Leto zu verzögern. Nach Geburtswehen von 9 Tagen und 9 Nächten erblickten die göttlichen Zwillinge Apoll und Artemis endlich das Licht der Welt. 

Dann wollte Hera, dass der Drache Python, der das Orakel seiner Mutter Gaia in Delphi bewachte, Leto und ihre Kinder verfolge und töte. Doch Apoll kam ihm zuvor.

Seine erste große Wanderung führte ihn nach Delphi, wo er die Python tötete.

Diese Schlange bewachte das dortige Orakel, ein Ort, an dem das Wissen über künftige Dinge gleichsam aus dem Schoß der Erde quoll.

Apoll machte sich damit zum Herrn des Orakels und wurde so zu einem Gott der Weisheit. Götter wie Sterbliche kamen zu ihm, um sich Rat zu holen. 

Apoll tötet den Drachen (Schlange) Python in Delphi (Ostwand, links)

Apoll errichtet die Mauern Trojas

König Laomedon war ein Nachfahre des Königs Tros, nach dem Troja benannt wurde. Es war die auserwählte Lieblingsstadt von Athene und auch Zeus.

Dieser wollte, dass die Stadt eine unzerstörbare Mauer bekäme. Es bot sich eine gute Gelegenheit: Poseidon und Apoll hatten die Götter gerade verärgert und waren deshalb aus dem Himmel verstoßen worden. So wandelten sie auf Erden, und Zeus ließ sie nach Troja kommen. Dort arbeiteten sie ein ganzes Jahr. Als Lohn dafür sollten sie die Götterspeise Ambrosia bekommen. 

Apoll hilft König Laomedon die Mauern Trojas zu errichten (Nordseite, links)

Als die Mauer fertig war, betrog sie König Laomedon aber um ihren gesamten Lohn. Der redegewaltige Apoll machte ihm daraufhin bittere Vorwürfe, die beiden hatten jedoch keine Chance. Sie wurden vom König davongejagt und er drohte sogar noch, den beiden die Ohren abzuschneiden. 
So wurden die Götter Todfeinde des Königs Laomedon und des Volkes von Troja. Auch Athene und Hera wandten sich von der Stadt ab. Hier wurde also bereits mit stillschweigender Billigung des Zeus der Keim für den Untergang von Troja gelegt.

 

Apoll bekommt von Hermes die Lyra

Bei diesem Relief setzt sich die Geschichte von Troja fort, es ist aber auch eine Überleitung zur musischen Seite von Apolls Wesen: Apoll musste zur Strafe für die tödlichen Pfeile, die er vor Troja gegen die Griechen abschossen hatte, bei König Admetos als Hirte dienen.

Dort wurden ihm von Hermes die Rinder gestohlen. Als Ersatz für diese erhielt Apoll von Hermes die Lyra, ein harfenähnliches Saiteninstrument der Griechen. Später gab er das Instrument an Orpheus weiter.

Apoll hütet die Rinderherde von König Admetos (Westwand, rechts)

Apoll häutet Marsyas

Doch der Gott der Künste und Weisheit konnte auch brutal werden - nämlich dann, wenn jemand seine Überlegenheit nicht anerkennen wollte. Er war der größte Virtuose auf der Lyra.

Der Satyr Marsyas war ein hervorragender Flötenspieler. Er forderte Apoll zu einem musikalischen Wettstreit heraus. Apoll gewann diesen, aber damit allein wollte er sich nicht begnügen. Er zog dem zottigen Feldgott als Strafe für seine Unverschämtheit, ihn herausgefordert zu haben, bei lebendigem Leibe die Haut ab. 

Apoll häutet den Satyr Marsyas bei lebendigen Leibe (Südseite, links)

Apoll tötet seinen Geliebten Hyakinthos

Die beiden folgenden Szenen zeigen Apoll als Vegetationsgott. 

Hyakinthos war ein Jüngling von sprichwörtlicher Schönheit, in den sich Apoll verliebte. Eines Tages beschlossen die beiden, sich mit Diskuswerfen zu vergnügen.

Dies war der Moment der Rache des Zephyrus, dem Westwind. Jener war nämlich selbst in Hyakinthos verliebt, doch der erwiderte seine Liebe nicht.

Der verschmähte Zephyrus lenkte nun den Diskus, den Apoll warf, so ab, dass Hyakinthos am Kopf tödlich getroffen wurde.

Apoll war untröstlich und ließ aus dem Blut, welches aus der Wunde des Freundes trat, eine Blume wachsen: die Hyazinthe.

Apoll und Hyazinth (Südseite, Mitte)

Apoll verfolgt die Nymphe Daphne

Apoll hatte den Liebesgott Eros verspottet, worauf dieser zornig wurde und einen Pfeil mit vergoldeter Spitze auf Apoll abschoss. Dies bewirkte, dass Apoll in heftiger Liebe zur Nymphe Daphne entbrannte. Auf Daphne aber schoss Eros einen stumpfen Pfeil mit bleierner Spitze ab, der sie Apoll gegenüber unzugänglich machte.

Apoll verfolgte Daphne durch die Wälder bis an die Ufer des Flusses Peneios. Dort sandte sie ein Stoßgebet zu ihrem Vater, dem Flussgott, und wurde in einen Lorbeerbaum verwandelt.

Apoll und Daphne (Südseite, rechts)

Apoll konnte Daphne nicht bekommen, doch er beschloss, künftig zum Gedenken an sie einen Lorbeerkranz zu tragen. Mit dem Lorbeer wurden auch jene bekränzt, die dem Gott nacheiferten: Olympiasieger, triumphierende Feldherren und berühmte Dichter.
Pythia, die Wahrsagerin im Orakel von Delphi, versetzte sich durch das Kauen von Lorbeerblättern in Trance.

 

Apoll schwängert Koronis

Koronis war die Geliebte des Apoll. Sie erwartete von ihm ein Kind. Noch während der Schwangerschaft betrog sie ihn jedoch mit einem Sterblichen namens Ischys. 

Dem bis dahin weißen Raben, der die Botschaft vom Verrat seiner Geliebten überbrachte, ließ Apoll schwarze Federn wachsen. (Man soll sich eben niemals in Liebesgeschichten einmischen!)

Koronis und Apoll verlieben sich ineinander (Ostwand, rechts)

Koronis wird von Apoll getötet

In einem Anfall von Eifersucht tötete Apoll Koronis mit einem Pfeil, bereute jedoch sogleich die Tat und versuchte vergeblich, sie wieder zu beleben (ob er einen Erste Hilfe Kurs beim Roten Kreuz besucht hatte, ist nicht bekannt). 

Bevor der Leichnam seiner Geliebten verbrannt wurde, bat Apoll Hermes, den ungeborenen Sohn zu retten.

Koronis muss wegen ihrer Untreue sterben (Nordwand, Mitte)

Apoll übergibt seinen Sohn Asklepios Chiron

Danach vertraute Apoll seinen Sohn Asklepios dem weisen Kentauren Chiron an. Dieser lehrte seinem Schützling Medizin, und Asklepios wurde zum Gott der Heilkunst.

Athene gab Asklepios zwei Phiolen mit Blut der Medusa. Blut aus ihrer linken Seite erweckte Tote zum Leben, Blut aus ihrer  rechten brachte den Tod. 

Letztendlich brachten die Phiolen auch Asklepios den Tod. Als dieser Theseus' toten Sohn Hippolytos erweckte, beklagte sich der Unterweltgott Hades bei Zeus.

Asklepios wurde vom Göttervater mit einem Donnerkeil niedergestreckt.

Die Spirale des Tötens drehte sich noch weiter: Apoll wollte nun seinen Sohn rächen und tötete seinerseits die Kyklopen,  die Donnerkeile schmiedenden Söhne des Zeus.

Apoll übergibt seinen Sohn Asklepios dem Kentauren Chiron zur Erziehung (Westwand, links)

Mai 2004

Quellen: 50 Klassiker Mythen - Gerstenberg Visuell; Lexikon - Hunger;
Götter und Helden der Antike - Lucia Impelluso; Sagen - Schwab; Hofrat Dr. Kitlitschka;